Skanners - Greatest Hits

Skanners – Greatest Hits

Music for the Masses
2021

Einen leichten Stand hatte italienischer Metal noch nie. Zwar punktete die Szene in den 90ern mit echt starken Newcomern wie Lacuna Coil und Rhapsody (of Fire), und auch die kauzigen, scheinbar untoten Shock-Rock-Pioniere Death SS haben sich einen gewissen Kultfaktor erarbeitet, aber im Großen und Ganzen konnte Italien nie wirklich gegen die europäischen Mitbewerber aus Deutschland, Großbritannien und Skandinavien anstinken. Dass das mehr an der fehlenden heimischen Szenevernetzung lag und weniger an fehlender musikalischer Qualität, lässt sich unter anderem an der neuen Greatest-Hits-Sammlung der Szene-Veteranen Skanners heraushören.

Skanners machten schon 1985 mit einem Beitrag auf der heute als Kult gehandelten Compilation-LP „Metallo Italia“ von sich hören, konnten sich aber als einzige der darauf enthaltenen Bands bis heute halten. Vor allem ihr Zweitwerk „Pictures of War“ gilt heute als zu Unrecht vergessene Perle des frühen Italo Metals. „Greatest Hits“ präsentiert anlässlich des 40-jährigen Bandjubiläums einen eindrücklichen Querschnitt durch das Schaffen des Fünfers. Geboten wird traditioneller Heavy Metal mit starkem Speed-Einschlag, der vor allem Fans früher Accept glücklich machen dürfte. Pfeilschnelle Soli, Falsett-Gesang mit Reibeisen-Stimme, ein unaufdringlicher Pathos in den Gesangslinien, dezent eingestreute Melodien und eine über alle Veröffentlichungen hinweg durchweg trockene, kratzige Produktion machen jeden Song zu einem Fest für Fans der härteren Old-School-Heavy-Schule. Ab und an wird das Tempo zugunsten grooviger Stampf-Hymnen gedrosselt, die mit dicken Hard-Rock-Riffs und mitgrölkompatiblen Refrains Pretty-Maids-Remineszenzen aufkeimen lassen. Die Songs sind chronologisch geordnet, wodurch sich die stilistische Entwicklung nachverfolgen lässt. So wird auch deutlich, dass mit steigendem Alter der Band die Hooks eingängiger, die Gangshouts häufiger und der Manowar-Vibe eindeutiger wird. Oder mal anders gesagt: Der Partyfaktor der CD wird hinten raus größer. Als Bonus gibt’s noch den unveröffentlichten Track „Under the Grave“ dazu, der sich nahtlos in die Diskographie einfügt und das Stimmungsbarometer gegen Ende noch einmal mit besonders klebrigen Feelgood-Gesangslinien nach oben schnellen lässt.

Alles in allem ist „Greatest Hits“ eine lohnenswerte Einführung in das Schaffen einer Band, welche die Entstehung der italienischen Metal-Szene von Anfang an begleitet hat, und ist somit hervorragend geeignet, blinde Flecken auf der eigenen musikalischen Landkarte zu schließen.

Tracklist
1. TV-Shock
2. Rock Rock City
3. Starlight
4. Pictures of War
5. Turn It Louder Now
6. Wild
7. Undertaker
8. Metal Party
9. Flagellum Dei
10. Time of War
11. Soul Finder
12. Welcome to Hell
13. Factory of Steel
14. Hard and Pure
15. The Eye
16. Under the Grave

Geschrieben von Philipp am 10. Dezember 2021