Ius Talionis - Theomorphose

Ius Talionis – Theomorphose

Eigenproduktion
2020

Das Aachener Black-Metal-Bollwerk Ius Talionis durchbricht die Pandemiestille mit einer spannenden Veröffentlichung: Das neueste Machwerk des Quintetts ist eine klassische EP im Pappschuber und erreicht mich im stimmungsvollen, schwarzen Umschlag mit rotem, bandeigenem Wachssiegel. Brechen wir doch mal das Siegel und schauen, was uns erwartet…

Ius Talionis sind eine dieser Black-Metal-Bands, von denen es heutzutage viel zu wenige gibt. Ohne viel Tamtam und Anbiederung zelebriert die Truppe klassischen Black Metal, vollkommen kitschfrei, aber stilgetreu, rau, brutal und technisch hoch versiert. In ihren bisherigen sieben Schaffensjahren ist die Band sich selbst treu geblieben und hat es verstanden, Qualität über Quantität zu stellen. Dem tut auch „Theomorphose“ keinen Abbruch.

Das rund zwölfminütige Werk besteht aus den beiden Songs „Divide et Frange“ und „Per Ignem ad Lucem“. Ersterer beginnt mit schnellem Tremolopicking auf den Gitarren und legt direkt das Tempo für die kommenden sechs Minuten fest. Der Gesang von Koshmar thront erhaben und vor allem verständlich über der – vor Kälte nur so strotzenden – Produktion. Immer wieder variiert das Tempo und eisigklirrende Melodiegitarren durchbrechen die dichte Atmosphäre. Die Produktion muss hier noch mal besonders gelobt werden: Ein exzellenter Spagat zwischen Transparenz, detailgetreuer Instrumentenabbildung und (kalter, klinischer) Atmosphäre. Nichts für Fetischisten von Keller-Tape-Recordings, eher modern und wegweisend.

„Per Ignem ad Lucem“ erlaubt sich ein kurzes, stimmungsvolles Intro, bevor Drummer Demiurg die Blastkeule auspackt und die Gitarristen Moros und Inanis sich immer wieder abwechslungsreiche Riffs um die Ohren hauen. Jener Abwechslungsreichtum zeichnet die kurzweilige EP auch als Ganzes aus und zeigt eine gereifte, etablierte Band, die in ihrem Songwriting so weit fortgeschritten ist, dass sie mit nur zwei Songs eine aufregende Spannungskurve zeichnen kann. So vermag „Per Ignem ad Lucem“ nicht nur durch die verschiedenen Tempi, sondern insbesondere durch den latenten Groove zum Headbangen einzuladen. Der stilsichere, versierte Bass von Niggurath tut sein Übriges dazu.

Zwei Songs reichen manchmal schon aus, um die Stille zu durchbrechen und ein Zeichen zu setzen: Mit „Theomorphose“ liefern Ius Talionis eine kurzweilige, spannende Veröffentlichung ab und machen mit intelligentem Songwriting, hohem technischen Niveau und nicht zuletzt jeder Menge musikalischer Spielfreunde Lust auf mehr. „Theomorphose“ sei jedem ans Herz gelegt, der schnellen, anspruchsvollen Black Metal mit Tiefgang mag!

Die EP ist am 21.12.2020 erschienen und besticht als physische CD im Slipcase mit einem schönen Artwork. Alternativ ist „Theomorphose“ auch als Download auf den gängigen Plattformen zu finden.

Tracklist
1. Divide et Frange
2. Per Ignem ad Lucem

Geschrieben von Sascha am 12. Februar 2021