Purity Through Fire
☠ 2020 ☠
Die beiden Hohenstein-Protagonisten Cernunnos und Caedem haben bereits mit ihrer im letzten Jahr erschienenen Demo-Aufnahme ein starkes Zeichen in die schwarzmetallische Musiklandschaft gepflanzt und die Neugierde auf weiteres Liedgut geschürt. Und Anfang April dieses Jahres war es dann endlich soweit, das erste Full-Length-Album mit dem Titel „Weißer Hirsch“ wurde über Purity Through Fire auf allen gängigen Formaten herausgebracht. Der titelgebende Hirsch ziert dabei das sehr schöne, handgezeichnete Cover-Artwork, mächtig und erhaben, hoch auf einem Berge thronend und seinen Blick voller Würde über das Land umherschweifend… Vielleicht blickt er dabei in die Vergangenheit zurück, als große Schlachten das Feld unter ihm blutigrot färbten, als mutige Sachsenkrieger in den Kampf gegen das sie unterjochende Kreuz zogen… Nach dem Verklingen des solche Gedanken aufwerfenden Intros „Kriegsvintar“ geht es dann auch sogleich ins Feld, mitten in die am Hohenstein stattgefundene „Sundalschlacht“, als der Sachsenherzog Widukind vor 1200 Jahren die Franken besiegte. Dieser Track wird von einer derart majestätischen Kunst eröffnet, das sich einem vor Freude gleich alle Poren dabei öffnen und man geneigt wird sich blind wie ein Berserker in das anstehende Gemetzel zu stürzen. Das ist wahrhaft das, wovon jeder musizierende Metaller permanent träumt, wonach er sein Leben lang strebt, das ist die Königsdisziplin des Riffings! Hier dermaßen atmosphärisch perfekt gelungen und den musikalischen Teil des Hirns sofort über das Gehör unter seine Kontrolle bringend. So zügig wie intensiv und direkt auf den Punkt gebracht erwischt mich nur selten ein Song. Einen ähnlich ohnmächtigen Keulenschlag hab ich z. B. beim Eröffnungsriff des Albums „Wintermoon Enchantment“ von Evilfeast verspürt. Umso erfreulicher, dass auch Cerunnos, der das Ding aus dem Hut gezaubert hat, das Zeug zu solch Heldentaten hat. Doch solche Heldentaten sind nichts alltägliches…
…so ist es natürlich verständlich, dass der Rest des Albums im Vergleich zu diesem Hammerschlag insgesamt etwas weniger kraftvoller ausgefallen ist. Von der Atmosphäre kommt keiner der weiteren sieben Songs an den Opener heran, wenn auch sie alle sehr solide sind. Jeder von ihnen weist eine kleine Besonderheit auf, jeder weiß zu gefallen. „Grüner Altar“ fängt ruhig und verspielt an und geht ziemlich gerade in eher genretypisches, paganes Gefüge des Schwarzmetalls über. „Ahnengrab“ ist dagegen simpel, aber ganz klar strukturiert: Ein kerniger, Wogen bildender Leitriff, an dem sich der Rest schön ordentlich anschmiegt. Für mich der zweitstärkste Song des Albums, der auch mit interessanten Hintergrundgeräuschen aufwartet. Danach folgt ein beruhigendes, mit sehr vielen Naturgeräuschen wie etwa Vogelgesängen gespicktes Instrumentalstück. Die restlichen Kompositionen sind dann in ähnlicher Weise aufgebaut. Sie alle sind mehr oder weniger im Mid-Tempo angesiedelt, haben keine Eile, denn sie wissen ihre Wirkung auch ganz ohne Hatz zu entfalten. „Weißer Hirsch“ ist textlich zwar kampflustig, aber nicht wirklich aggressiv, vielmehr eher bedacht oder ermahnend und natürlich auch sehr heimat- wie naturverbunden, was schon an dem vorangegangenen Demo mehr als ersichtlich war. Musikalisch ist das Album aber ein recht großer Entwicklungsschritt, das muss man schon so sagen. Dennoch, mal schauen, was da in Zukunft noch so von Hohenstein kommen wird. Meine Neugier wird nämlich weiterhin geschürt…
☠ Tracklist ☠
1. Kriegsvintar
2. Sundalschlacht
3. Grüner Altar
4. Ahnengrab
5. Brøhn
6. Ewige Flamme
7. Runenkrieger
8. Algiz in Brand
9. Neue Ufer