Karst - S/T

Karst – S/T

Arcane Angels
2020

Das sich noch recht frisch in der Szene herumtreibende Dreiergespann Karst aus Osnabrück hat sich, wie bereits am Namen ersichtlich, welcher spezielle, sowohl unter- wie oberirdische und malerisch wirkende Geländeformen bezeichnet, gänzlich der atmosphärischen Ausprägung des Black Metals verschrieben. Nach dem 2016 ausgekoppelten Demo wurde dieses Jahr das selbstbetitelte Debüt zusammengezimmert und in einer limitierten Kleinstauflage von nur 30 Einheiten als ein schönes, in ein Satinbeutel eingepacktes und mit einem Goldband versehenes Tape (15 Stück sind orangenfarben und 15 schwarz) über das Label Arcane Angels veröffentlicht. Wer nun befürchtet keines der wenigen Exemplare mehr zu ergattern, dem sei direkt gesagt, dass in einer nicht mehr allzu weiten Ferne auch noch eine Vinyl-Auskopplung via Vama Marga Productions zu erwarten ist. Soviel zu den Eckdaten, denn viel mehr ist über diese Band und ihre Aktivitäten auch nicht bekannt. Möchte man mehr erfahren, sollte man sich zwingend ihrer Musik hingeben.

Dem Cover-Artwork nach zu urteilen scheint sich das zentrale Thema der hier verarbeiteten Klänge vielmehr um astrale Geländeformen bzw. um unumstößliche kosmische Wahrheiten zu drehen. Die vier vorhandenen, sich über eine volle Stunde ausdehnenden Titel „The Womb“, „Cosmic Dust“, „Downwards, Northwards“ und „The Tomb” bilden auch einen in sich abgeschlossenen Zyklus, einen an die „göttlichen“ Gesetze geketteten Lebenskreis. Und diesem Konzept folgend wurden auch die Songstrukturen dementsprechend ausgeformt, also dem allumfassenden Prinzip der existentiellen Endlosigkeit nacheifernd, so dass bestimmte Gitarrenabfolgen ein ums andere Mal repetiert bzw. leicht abgewandelt werden, um den Hörer dadurch immer tiefer und tiefer in die universelle Schwärze mit sich zu reißen. Der Opener, der eine lange, fast zwanzig Minuten andauernde Geburt darstellt, ist so ein schwerer, metaphysischer Akustikbrocken, er bietet aber trotz alldem noch genügend Abwechslung, damit man auf dieser Gratwanderung stets gutgelaunt voranschreiten kann. Hat man sich durch dieses Massiv aus tiefen Gitarren und virtuoser Schlagzeugarbeit erst hindurchgezwängt, erwartet einen mit „Cosmic Dust“ das spektakulärste Werk des Albums. Das hier vorherrschende monumentale Soundgerüst ragt mit seiner evozierenden Atmosphäre meterhoch in das nächtliche Himmelsgewölbe empor und erhebt die Seele selbst über dieses hinweg, wobei sich das Bewusstsein spätestens beim Eintritt in die Mesosphäre langsam aber sicher aufzulösen beginnt. Der befehlsartige Ton in der Stimme des Sängers in Verbindung mit der eklatanten, aus mächtigen Gitarrenakkorden entwachsenen Melodie unterstreicht hier noch ganz besonders diese Transformation, und das gefällt richtig gut. Das ist Musik mit Kraft und Ausdruck! Dieser Grad an Intensität wird bis zum Schluss des Albums mühelos gehalten, und kaum ist das Gehörte vorbei, fragt man sich, was da gerade eben über einen drübergebrettert ist. Und so muss sich auch Metal mit Klasse und Stil beim Hören anfühlen!

Tracklist
1. The Womb
2. Cosmic Dust
3. Downwards, Northwards
4. The Tomb

Geschrieben von Adam am 31. Juli 2020