Eigenproduktion
☠ 2021 ☠
Feradur, die sich aus den beiden Grenzländern Luxemburg und Deutschland zusammengeraufte Fünfer-Truppe, versorgt die schwermetallische Szene schon seit über einem Jahrzehnt mit ihrem sehr feinen Melodic-Death-Gemisch. Sind auf ihrem Erstling „Epimetheus“ die Einflüsse ihrer Vorbilder noch hier und da heraushörbar, hat man mit dem zweiten Album „Legion“ bereits eine ziemlich eigenständige Nische in dem vielerorts stark umkämpften Genre für sich beanspruchen können. Feradurs Stoff ist nämlich äußerst raffiniert und feingliedrig geschmiedet. Dabei ist es völlig egal, welchen der fünf Songs dieser EP man zieht, die Jungs ziehen hier stets alle Register und den Hörer wohlgesonnen durch den Metal-Kakao. Hat man den Eindruck, die Band nun endlich gänzlich durchschaut zu haben, wird man fast augenblicklich mit einem spektakulären und so nicht zu erwartendem Zehnfinger-Gitarrengefrickel aufs Schönste überrascht. Und dass man dabei noch jede Menge Melodie in die Waagschale wirft, das versteht sich doch von selbst. Natürlich verfügen Feradur aber auch über die nötige Härte und Durchschlagskraft, die den Death Metal erst zu Death Metal machen. So kredenzen sie uns nicht nur die Standardkost, sondern auch richtig exotisches, zum Teil voll abgespactes Riff-Risotto! Ja, mit „Parakosm“, das als ein leckerer Nachtisch zu „Legion“ verstanden werden darf, wird das Konzept des Vorgängers fortgeführt sowie die Bedeutung des titelgebenden Wortes, das in der Regel mit einer detaillierten imaginären Welt erklärt wird, gut ausgereizt. Thematisch ist die Scheibe nämlich recht abgefahren und, möchte ich mal behaupten, für den Death Metal recht untypisch. Aber hey, erlaubt ist alles, was Spaß macht, oder? So habe ich beim vierten Track „Tetsuo“, sich das wirklich schlichte, aber sehr expressive Cover-Artwork vor Augen haltend, direkt an den japanischen Kult-Anime „Akira“ denken müssen (und den muss ich mir auch mal wieder geben!), auch wenn sich anhand der Lyrics nicht unbedingt eine direkte Beziehung zu diesem genialen Streifen herstellen lässt. Die Feradudes machen auch keinen Hehl daraus, dass sie sich neben so klassischen Themen wie Mythologie oder Literatur auch von diversen Filmen oder gar Videospielen (bin gespannt, wann sie einen Song zu „R-Type“ oder etwa „Turrican“ raushauen werden) inspirieren lassen. Die modernen Einflüsse sowie die aktuellen, aber stets brisanten Botschaften, die von den geistigen Ausscheidungen der Menschheit wie Gier, Größenwahn, Angst und Co. handeln, durchziehen auch die komplette Soundlandschaft ihres melodischen Death Metals und machen ihn gerade deswegen zu etwas ganz Besonderem. Deshalb nochmals kurz zur Erinnerung: „Parakosm“ ist randgefüllt mit den ausgefuchstesten Arrangements und musikalischen Spielereien, und das ist außergewöhnlich und exzellent. Death Metal kann wirklich so schön sein!
☠ Tracklist ☠
1. Midas (Materia Prima)
2. Crest of Betrayal
3. Saviours
4. Tetsuo
5. Host of the Nightmare