Diabolical - Daimonion

Diabolical – Daimonion

Eigenproduktion
2005

Letztlich hat mich ein schöner Gruß aus der Vergangenheit in Form einer CD erreicht. Dabei handelt es sich um eine EP und das erste Werk der türkischen Band Diabolical Raw, die erst letztes Jahr mit ihrem Full-Length-Album „Estrangement“ debütierte. Back in time hieß die Band aber noch Diabolical (wie die etwas bekannteren Zunftvertreter aus Schweden) und bestand auf sechs Mitgliedern. Von diesen sind nur noch Ozan Erkmen (Stimme) und Ozan Tunc (alle Instrumente) übriggeblieben, die weiterhin ihre eigene Vision von einem perfekten symphonischen Extreme Metal verfolgen. Im Jahre 2005, als die zu „Daimonion“ betitelte EP fertiggestellt wurde, war die musikalische Ausrichtung jedoch noch eine etwas andere. Damals war man zwar auch schon symphonisch unterwegs gewesen, man huldigte aber eindeutig dem Black Metal, vom Stil her in etwa den ersten Graveworm- oder Tristania-Scheiben ähnlich.

Mit einem regenreichen Intro wird man dem Genre entsprechend recht stimmungsvoll in eine sich düster gebende Friedhofswelt entführt, die musikalisch eine wirklich gute Figur abgibt, wie es der nachfolgende Track „Tears of Souls“ sogleich bezeugt. Sich auftürmende Gitarrenbrecher, von flächendeckenden und netzartigen Keyboard-Teppichen gestützt, klatschen eine Gothic-artige, wenn nicht gar eine vampiresque oder dämonische Atmosphäre an die Wand. Diese trägt den Hörer auf ihren schwarzen Schwingen laut polternd dahin, von Güldens goldener, meist wortlos vorgetragener Chorstimme in den sicheren Untergang lockend. Mit einer Sängerin an Bord hat man hier ebenfalls den oftmals gern gesehenen Kontrast zu der kreischenden Stimme eines maskulinen Vokalisten, hier Ozan, gebildet, wodurch die metallische Schwärze zwar etwas gemildert, aber keineswegs entschärft wird, wie die melodisch geführten und fesselnden Kompositionen es gekonnt unterstreichen. Bei „Storm of Graveless Souls“ erinnern die opernhaften Vocals von Gülden sogar ein wenig an die der Ex-Nightwish-Sängerin Tarja Turunen, was definitiv als positiv gewertet werden kann. Überhaupt sorgen die regelmäßigen Stimmungswechsel beim Gesang sowie die geschmeidigen Tempo- und Rhythmuswechsel bei der Instrumentalfraktion für genügend Abwechslung beim Hören, um einen dauerhaften Spannungsbogen aufrechterhalten zu können. Wahrhaftig gut, was die Band schon damals auf die Beine stellen konnte! Diese recht seltene Scheibe kann deshalb als ein echter Geheimtipp angesehen werden.

Tracklist
1. Intro
2. Tears of Souls
3. Dawn of Dead
4. Under Full Moon Mysticsm
5. Storm of the Graveless Souls
6. Outro

Geschrieben von Adam am 19. November 2020