Vindalf - Undying Order of the Black Flames

Vindalf – Undying Order of the Black Flames

Signal Rex
2024

Power Metal? Diese Vermutung könnte naheliegend sein, wenn man sich ohne Hintergrundinformationen das für dieses Genre so typische Intro anhört. Orchestral, meisterhaft durcharrangiert und klanglich perfekt inszeniert tönt es aus den Boxen. Und dann? Ja, dann kommt es völlig anders als erwartet: Keine neoklassischen Griffbrett-Zaubereien, kein opernhaftes Geträller, keine Mitsingmelodie und kein Hochglanzsound, nichts von alledem! Was jetzt losbricht, ist ein Fest für alle Liebhaber des Raw Black Metals. Dabei ist es nur schwer vorstellbar, dass jemand, der mit diesem speziellen Genre nicht warm wird, etwas mit Vindalfs Sound anfangen kann. Wer aber der rohen Seite des Black Metals zugetan ist, der hat mit „Undying Order of the Black Flames“ ein neues Juwel in der Sammlung!

Gnadenlos durchgehämmerte Blastbeats, abgründiges Gekreische und rabiateste Gitarrenarbeit sind angesagt – ein nach modernen Maßstäben „gutes“ Klangbild hingegen nicht! Und genau das macht die Faszination dieses Albums aus, ist es doch ein radikaler Gegenentwurf zu unserer selbst bis in den Bereich der Kunst immer aalglatteren und durchgestylteren Welt. Das Ein-Mann-Projekt Vindalf aus Chile gehorcht einfach eigenen Regeln. So wird zum Beispiel der nicht vorhandene oder zumindest nicht hörbare Bass im Klangbild durch eine schöne tiefe Bassdrum (Trigger? Glücklicherweise Fehlanzeige!) kompensiert, die so klingt, wie sie von den Erfindern dieser Trommel erdacht worden ist.

Obwohl es sich fast verbietet, einer derartig der Seele entsprungenen, bestimmt in starkem Maße auch aus dem Bauch heraus entstandenen Musik allzu kopflastig zu begegnen, hat mich eine Frage nicht losgelassen: Wie schafft es Count Vindalf, der Kopf hinter dem Projekt, eigentlich, die Hörerschaft über eine gesamte Albumlänge bei der Stange zu halten? Vor allem wahrscheinlich dadurch, dass die Gnadenlosigkeit der Musik, und dabei vor allem auch die hypnotische Kraft der sich häufig wiederholenden tiefschwarzen Chor- und Gitarrenmelodien, einen so stark in den Bann zieht, dass man einfach nicht anders als nur weiterhören kann. Weiterhin nimmt – zumindest gefühlt – die Dichte dieser packenden Tonfolgen mit fortschreitender Dauer des Albums zu. Ferner versäumt es der Count nicht, ab der zweiten Hälfte des Werkes auch mal die Blastbeat-Rhythmik des Schlagzeugs mit klassischen Double-Bass-Rhythmen und straightem Rock-Drumming zu durchbrechen, wodurch eine gewisse Abwechslung geschaffen wird, ohne die Kompromisslosigkeit der Musik auch nur im entferntesten zu beeinträchtigen. Zu guter Letzt gibt es zwischen einzelnen Songs orchestrale, das Ganze auflockernde Zwischenspiele, die den mit dem besagten Intro begonnenen roten Faden wieder aufgreifen und der Untermauerung des von Vindalf dargebotenen Mittelalter-Konzeptes in den Texten dienen. Nicht unerwähnt lassen möchte ich das schöne Dungeon-Synth-Outro. Und vielmehr kann und will ich gar nicht auch sagen, denn wahre Magie lässt sich schließlich kaum in Worte fassen.

Tracklist
1. The Dark Swords Rise
2. Sacrificial Black Rune
3. Ages of Royal Bloodline
4. Black Hordes of the Unholy Legions
5. Undying Order of the Black Flames
6. Sworn to Ancient Blood
7. Ragnarökkr
8. Lightless Sun
9. Blood of the White Wolf
10. A Thousand Years of Darkness
11. Nirnaeth Arnoediad

Geschrieben von Niklas am 9. Oktober 2025