Drudensang - Geysterzvvang

Drudensang – Geysterzvvang

Folter Records
2025

Im Black Metal gibt es nicht wenige Bands, die unbedingt total evil, absolut true und kompromisslos rüberkommen wollen, sich dabei aber vielmehr verstellen als den anvisierten Zielen entsprechend anstellen. Das Optische, nach außen Vorzeigbare und Sichtbare scheint dabei manchmal sogar um einiges gewichtiger als die Musik selbst zu sein. Es gibt aber auch noch die Art von Bands, bei denen die Musik die oberste Priorität genießt und wo sich der ganze dazugehörige Rest – nämlich die passende Verkleidung wie das dazugehörige Auftreten – ganz stimmig und natürlich von ganz alleine einstellt. Die bayerische Band Drudensang, die mit den erstgenannten Posern nicht wirklich etwas gemein hat, gehört zweifelsfrei zu dieser erleseneren Gruppe. Bereits seit 2013 ihr Unwesen treibend, hat sie in 2022 erst sehr spät mit ihrem ersten richtigen Album „Tuiflsrijtt“ debütiert, welches durch die Bank weg die positivsten Kritiken einheimsen konnte. Nun, drei Jahre später, erschallt in Form der aktuellen EP „Geysterzvvang“ wieder neuer Druden(ge)sang aus den tiefsten Tiefen der alpinen Wälder.

Wie nicht anders zu erwarten, wird man bei „Geysterzvvang“ natürlich erneut in eine von allerlei Klängen verdichtete Musiklandschaft entführt, die zwar nicht wirklich die pure Kälte und auch weit weniger das klassisch winterliche Black-Metal-Ambiente verkörpert, sich dafür aber vor dem dritten Auge extrem schnell und finster ausbreitet und mit einer knisternden Atmosphäre vor dem Hintergrund eines aufsteigenden Funkenflugs am nächtlichen Himmel betört. Was die Augen dem stabil und sehr schön gestalteten Digibook entnehmen können, das bekommt man akustisch exakt so in die Gehörgänge eingeflößt. Diese schwarzmetallische Atmosphäre in Reinform wird mitunter durch die pulsierend geisternde Leadgitarre befeuert, und zwar in Form einer nicht zu eingängig ausgeuferten, jedoch definitiv herausstechenden Leitmelodie, welche beim Hörer eine lockende Sehnsucht nach den überall nur zu ahnenden und nicht wirklich zu benennenden Schatten und geistigen Sphären erwachen lässt. Diese Melodie windet sich bereits durch den ersten kurzen, titelgebenden Song und erstreckt sich in leicht abgeänderten Variationen auch kunstvoll über die beiden nachfolgenden Musikstücke „VVydargaenger“ und „Hoellenkunst im brennend Aether“ weiter, wodurch ihnen allen ein gemeinsamer Stempel aufdrückt wird. Die beiden letzten Tracks schlagen dagegen etwas andere melodische wie teuflische Wege durchs Unterholz ein, aber nicht minder spannende. In ihrer etwas über halbstündigen Länge lässt sich diese spannende EP aber sowieso nur als ein Gesamtkunstwerk erfassen; hier etwas einzeln herauspicken zu wollen, das funktioniert nicht wirklich.

Den alten, Ehrfurcht vor den unzähmbaren Naturgeistern aufrechterhaltenden Traditionen des Brauchtums wird mit „Geysterzvvang“ ein weiteres Mal neues Leben eingehaucht. Es ist etwas, was Drudensang meisterlich beherrschen, und es ist eine subtile Kunst, die sicherlich auch nur deshalb so mühelos gelingt und perfekt funktioniert, weil einige der Bandmitglieder das alte Brauchtum in ihren Alltag gut einzuflechten wissen und es natürlich auch regelrecht ausleben. Mehr Authentizität geht also nicht! Und das hört man deutlich zu jeder Zeit heraus.

Tracklist
1. Geysterzvvang
2. VVydargaenger
3. Hoellenkunst im brennend Aether
4. Offenbarung der Lvzier
5. Blutkreys Teufeley
6. Miasma

Geschrieben von Adam am 10. September 2025