Eigenproduktion
☠ 2025 ☠
Das Debütalbum „Anihorim“ hat Anheim auf Anhieb einen soliden Stand in der deutschsprachigen Black-Metal-Community verschafft. Und mit ihrem brandaktuellen zweiten Album schickt sich die noch relativ junge Würzburger Band an, noch einen weiteren gewaltigen Schritt nach vorne zu machen. Denn „Die Welt, die wir begruben“ ist, wenn nicht umfangreicher, so doch um einiges versierter und kraftvoller als das Erstlingswerk und die davor herausgebrachte EP „Märe einer alten Zeit“, auch wenn man sich eingestehen muss, dass dies gar nicht so leicht zu beurteilen ist, da schon die EP ein wirklich extrem bockstarkes Stück Black Metal ist, das im Vergleich mit den ersten Outputs so manch anderer Bands diese quasi fast splitterfasernackt dastehen lässt. Aber das ist auch kein Wunder, haben alle sich hier zusammengefundenen Musiker bereits wertvolle Erfahrungswerte in meist mehreren anderen – bereits vergangenen oder noch aktuellen – Projekten sammeln können. Somit waren gleich zu Beginn die besten Voraussetzungen für einen todsicheren Angriff gelegt.
Da mit dem neuen Album gewiss eine noch viel großflächigere Aufmerksamkeit als bisher erregt werden soll, wurde „Die Welt, die wir begruben“ etwas klarer und prägnanter als die beiden Vorgängerwerke produziert. So lässt sich den Lautsprechern merklich mehr Druck entlocken, wodurch sich automatisch ein etwas besserer Hörgenuss einstellt. Doch auch ohne dieser zusätzlichen technischen Politur wäre das Album großartig geworden. Letztlich ist primär das Songwriting für die Qualität eines Musikwerkes ausschlageben. Und das beherrschen Anheim sehr gut! Dem melodisch ausgerichteten Black Metal fällt es zu keiner Zeit an Abwechslungsreichtum, die Gitarren spulen eine beeindruckende Riffsequenz nach der anderen ab, der Bass donnert nahezu permanent und das Schlagwerk wütet und scheppert freudig dazu, während der verhallte Kreischgesang sich genauso anhört, wie man es von Black Metal erwartet. Und trotz der spielerischen Vielfalt, der stattfindenden Wechsel und Breaks, fühlen sich alle Songs von Anheim stets wie leichtgängige und unbekümmerte Spaziergänge durch schwer begehbares Gelände. Dafür verantwortlich sind die butterweich dahinfließenden und – wenn man nicht wirklich explizit darauf achtet – praktisch unmerklich vonstattengehenden Übergänge, welche die Töne einem aalglatt, ganz ohne zu stocken oder in holpernde Marotten zu verfallen ins Ohr springen lassen. Bereichernd sind ebenfalls die gelegentlich ins Soundgeflecht eingearbeiteten Keyboard- und Synth-Klänge. Niemals zu vordergründlich oder aufdringlich erschallend, wurden sie lediglich und wohlüberlegt dort eingesetzt, wo sie nur dem Aufbau eines Spannungsbogens dienen. Gerade das fünfte und letzte, lose auf einem Fantasy-Roman basierende Stück „Silbernes Haar“ klingt mit den monumentalen Chören dadurch schon zum Teil richtig episch, wenn nicht gar heroisch. Somit kann man zumindest diesem Track eine gewisse Avantgarde-Ader nicht absprechen. Die gelungene Neuaufnahme des Songs „Schwarzes Wetter“ vom ersten Album komplettiert noch den Silberling.
Anheim ist eine Band, die genau weiß, wie sehr guter und handgemachter Black Metal klingen muss, und genau das und nichts anderes bekommt ihr auch von ihr geliefert.
☠ Tracklist ☠
1. Galgenbaum
2. Roter Staub
3. Ascheschrein
4. Sonnenseher
5. Silbernes Haar
6. Schwarzes Wetter (2025)
