Yarr - Die Stadtpark Chroniken

Yarr – Die Stadtpark Chroniken

Nahetal Klangschmiede
2020

Yo-ho Piraten ho! Mit ihrem Debüt „Die Stadtpark Chroniken“ wollen nun auch die vier Saarländer von Yarr in den Gewässern von Alestorm und Captain Jack Sparrow auf Beutezug gehen und die Hörer, die bei drei nicht auf einem Baum sitzen, zum schunkelnden Gang über die Planke einladen. Dass sie sich dabei nicht besonders ernst nehmen und das Ganze mit einem Galgenhumor à la „Monkey Island“ schmücken, ist schon an so Titeln wie „Pfandpiraten“ oder „Sunshine-Colabier-Time“ ersichtlich. Aber auch das recht bunte, an Comics erinnernde Cover-Artwork lässt an der Ernsthaftigkeit der hier hantierenden Halunken zweifeln. Die Stadtpark-Thematik tut dies aber ebenso; sie bebildert reichlich das Booklet mit Motiven von beispielsweise einer Rollator-Oma oder Gartenzwergen, was definitiv anders und auch sehr einzigartig ist. Blendet man all diese optischen Reize aber aus und konzentriert sich einzig und alleine auf die Musik (ohne allzu sehr auf die lustigen Slapstick-Texte zu achten), dann könnte man zumindest gedanklich recht galant an die Nord- oder Ostsee abschweifen. Eine Pulle Störtebeker-Bier in der einen, ein Backfischbrötchen in der anderen Hand, und dazu so ein Song wie „Öttilodon“ in den Ohren, was will das Leben liebende Herz mehr? Ja, das ganze Zusammengewürfle leimt doch irgendwie gut zusammen, und man merkt recht schnell, dass die hier Musizierenden keine blutigen Anfänger sind, sondern eher erfahrene Metaller, die schon so manch eine Schandtat verübt haben, zum Beispiel bei Nýr Gata oder Immorior. So vielseitig die Einflüsse aus den verschiedenen Bands auch sind, so vielfältig das musikalische Kleid dieser Piraterie. Vom klassischen Saufgegröle, über nett arrangierte, theatralische Sprechstücke bis hin zu echt epischen Sonnenuntergang-unter-Palmen-Passagen – der Ausblick aus dieser Schiffskombüse voller Leergut ist sehr weitreichend (und hier dürfen nun endlich die Fische gefüttert werden!). Es gibt einige Thrash-Einflüsse, viele Death-Metal-Seezombies und noch einiges mehr! Der aufmerksame Hörer bekommt hier einen echt ru(h)mreichen Mai-Tai-Cocktail serviert! Doch diejenigen, für die der Heavy Metal jeglicher Ausprägung stets eine bierernste, keine lustigen Gags zulassende Angelegenheit darstellt, werden nach diesem Trip ganz sicher unglücklich nach Hause segeln, wenn nicht gar in Depressionen versinken, auch wenn ich das hier Dargebotene definitiv nicht beim Depressive Black Metal verorten würde, haha… Metaller mit einem gesunden Gemüt, die auch nix gegen ein Becherchen Rum einzuwenden haben, werden sich dagegen gerne von Yarr kapern lassen.

Tracklist
1. Introduktion
2. Pfandpiraten
3. Stadtpark Pfandcruiser
4. Sunshine-Colabier-Time
5. In einer Regenbogen schnuffig warmen Bucht
6. Öttilodon
7. In der Schänke
8. Tavernenschlacht
9. Von Arr zu Yarr
10. Die epische Schlacht

Geschrieben von Adam am 29. Mai 2020