Eigenproduktion
☠ 2022 ☠
Aeon of Awareness aus Leipzig ist ein Zwei-Mann-Projekt, das sich seit 2020 dem klassischen Melodeath schwedischer Schule verschrieben hat und live von zwei weiteren Musikern unterstützt wird. „Wairua“ ist ihre zweite EP, es ist also alles noch ganz jung und frisch – zumindest was dieses Projekt angeht.
Musikalisch geht es erst nicht unbekannt zur Sache. Nach einem kurzen Intro steigt „Te Kore“ mit melancholischen cleanen Gitarren in Moll und atmosphärischem Bass- sowie Beckenspielen ein. Geflüsterte Vocals bauen immer weiter Spannung auf, verzerrte Gitarren und Growls gesellen sich stückweise dazu. Der Song bleibt vor allem für Elchtod-Verhältnisse sehr in sich gekehrt und ruhig. Erst im letzten Viertel ziehen die beiden Jungs das Tempo ein wenig an. Es folgt ein atmosphärisches, von Keyboard getriebenes Interludium, bis dann der zweite Song „Rise of Tane“ derber einsteigt – denn bislang hätte das auch ein melodisches Doom-Album sein können. Wir können alle klassischen Melodeath-Trademarks abhaken – bleiben aber stets in melancholischem Gefilde. Das Gitarrenspiel artet nirgendwo in technische Gefrickel aus, die Harmonien bleiben stets im düsteren Moll und trotz gelegentlicher Double-Bass-Einlagen ist das Tempo stets schleppend und mehr im Kopfnickerbereich. Die Texte verstärken diesen Eindruck der in sich gekehrten Wahrnehmung noch umso mehr. Thematisch geht es um das Innere des Selbst, der Seele und den Kampf mit und gegen die Welt da draußen – und um Maori-Mythologie. Nicht umsonst meint der Titel des Albums „Seele“ in der maorischen Sprache. Diese Inspirationsquelle zieht sich auch durch die Artworks von Aeon of Awareness und ist irgendwo auch ein kleines Unikum in dieser musikalischen Sparte.
Diese Scheibe ist ein Produkt des tiefen Undergrounds, musikalisch nichts Besonderes, aber dennoch ob des inhaltlichen Zuschnitts und der generellen Atmosphäre der EP nicht uninteressant. Klar, das Songwriting und die Produktion sind zuweilen etwas holprig, die Texte – Deutsch wie Englisch – wirken teils etwas bemüht und nicht ganz rund. Der Vibe von Aeon of Awareness ist aber trotzdem cool, die Jungs kreieren eine schöne musikalische Atmosphäre. Wenn die mal irgendwo bei euch in der Nähe spielen sollten, geht hin, trinkt ein Bierchen mit denen, lauscht ihren Klängen und nehmt einen Silberling mit nach Hause (auf „Wairua“ ist auch ihre erste EP mit enthalten). Die Leipziger Jungs machen das schon ganz prima so und ein neues Album haben sie auch in der Mache. Also, Szene und Underground und so…
☠ Tracklist ☠
1. A World Beyond
2. Te Kore
3. Te Ao
4. Rise of Tane
5. Revenge of Tawhiri
6. Resignation
7. Fort Fortress
8. De L’Aube des Temps