Sadko - Kladenets

Sadko – Kladenets

Eigenproduktion
2020

Der aus Nowosibirsk stammende Künstler Aarsland alias Ruslan Akimov, im metallischen Umfeld wohl vorrangig durch seine recht erfolgreiche Band Devilgroth bekannt, ist scheinbar ein sehr vielseitig veranlagter Mensch. Schließlich treibt er – mittlerweile im Alleingang – nicht nur seine eiskalten Schwarzstahl produzierende Hauptband voran, sondern hat auch noch einige Nebenprojekte nebenherlaufen. Eines dieser Projekte heißt Sadko, und mit „Kladenets“ liegt uns bereits das dritte Dark-Folk- bzw. Ambient-Album aus der Feder des sibirischen Multi-Instrumentalisten vor.

Mit zarten, magisch anmutenden Klängen beginnt das Album seine Kreise zu ziehen. Zu diesen gesellt sich alsbald Ruslans sehr spezieller, lamentierender Gesang, welcher mir in ähnlicher Form schon beim letzten Devilgroth-Album „Ivan Grozny“ begegnet ist. Die Musik von Sadko ist aber nicht wirklich durchgängig wehleidig – die Stimme ändert sich im Verlauf der sechs vorhandenen Tracks auch schon zu einem markanten und düsteren, den Odem eines Drachen nachahmenden Flüsterton, wie etwa bei „Gigantic Mountains“ – sondern eher mehr von der Art einer recht klassischen, vielleicht auch theatralischen Musikinterpretation. Neben der akustischen Gitarre ist nämlich die Gusli, eine volkstümliche russische Zither, welcher sich zauberhafte Klänge entlocken lassen, das Hauptinstrument von Ruslan. Und da dieser das Instrument, das man sich wie eine Harfe vorstellen kann, wirklich meisterlich beherrscht, bekommt das Gesamtwerk den Anstrich der Vertonung einer sakralen Opernaufführung oder etwas in dieser Richtung. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, wenn man sich vor Augen führt, dass die Lyrics allesamt Gedichte russischer Dichter sind. The Thematik des instrumentalen Titeltracks um das fabelhafte Heldenschwert Kladenets, das nur von würdigen Auserwählten geschwungen werden kann, lässt zudem russische Geschichten und Märchen in meiner Imagination aufflackern. Die hier vorherrschende meditative Ruhe, primär von den Saitenschwingungen der Gusli getragen und durch einen sanften Bass sowie stimmige Keys ergänzt, entspannt und beruhigt den Geist. Und das ist die eigentliche Stärke dieses Albums. Es ist eine Musik zum Träumen und Nachsinnen, eine Einladung zum Reisen in neue und ungewohnte spirituelle Sphären des Konstruktums Mensch, eine eigentümliche sowie sehr interessante Erfahrung, auch wenn hier stellenweise beim recht schnellen Gezupfe doch etwas Unruhe aufkommen kann. Dies dient aber der Erzeugung einer gewissen Dramatik, welche das Werk sanft mit ihren Schwingen umarmt. Das Werk ist zwar eine eigenwillige, streng eine vorbestimmte Ausrichtung einnehmende, dafür aber auch eine äußerst intensive musikalische Darbietung. Dark- und Neofolk-Fans sollten von daher unbedingt ein Ohr bei „Kladenets“ riskieren!

Tracklist
1. The Ancient God Is Still Alive
2. Traces of the Cult
3. Awakening
4. Kladenets
5. Gigantic Mountains
6. Way

Geschrieben von Adam am 10. Oktober 2020