From the Vastland - Taurvi

From the Vastland – Taurvi

Crawling Chaos
2022

Bands aus Norwegen haben es in der Regel nicht ganz so schwer, ihre Tonträger unters Volk zu bringen. Das liegt sicherlich an den vielen wegweisenden Klassikern aus dem Land der Fjorde wie auch an der Tatsache, dass viele Bands in deren Kielwasser unterwegs sind. Und dies dürfte auch für die Formation From the Vastland gelten, auch wenn diese ursprünglich aus dem Iran nach Norwegen hinzugezogen ist und nach wie vor – „Taurvi“ ist bereits das siebte Musikwerk dieser Band – die faszinierende persische Mythologie thematisiert. Davon abgesehen: Der Opener „Mar-Tiya-Khvara“ klingt aber auch verdammt nochmal nach eisigen Winden und dunklen norwegischen Wäldern, und wäre da nicht der verräterische Titel mit dem Namen eines persischen, menschenfressenden Dämons mit dem Körper eines Löwen und dem Schwanz eines Skorpions, so würde ganz sicher keiner auf die Idee kommen, dieses Album auch nur annähernd irgendwo im vorderasiatischen Raum verorten zu wollen. Es ist aber wie es ist, From the Vastland ist eine verfluchte Bastard-Band, aber eine wahrlich gute, die zu Recht sehr stolz auf ihr musikalisches Schaffen sein kann! Das Ergebnis dieser weitreichenden, kulturellen Grenzüberquerung ist ein bockstarker, sehr expressionistischer, sich bevorzugt im Mid-Tempo suhlender Dämon von einem Konzeptalbum. Hier werden alle nur erdenklichen Register der norwegischen Schule gezogen, während die dezenten orientalischen Einflüsse so fein und akkurat in das Gesamtbild integriert sind, dass sie gar nicht erst auffallen wollen. Stets zum Sprung bereite Double-Bass-Einschübe vor einer alles mit scharfen Kanten umreißenden und geschickt mit alles andere als zimperlichen sowie wechselhaften Riffattacken zuschlagenden Gitarre werden gleichberechtigt neben langsameren, sich nahezu doomig gebenden und vom befehlenden Takt des Schlagzeugs getriebenen Parts gegenübergestellt, während Sina Winter, der kreative Kopf dieses im Grunde genommen Alleingangs (alle anderen Mitstreiter sind nur Session- oder Live-Musiker), nicht zuletzt durch seine sehr dunkle und variable Kehle wie auch die nötige Prise an feiner Melodik und Dramatik (man höre z. B. in „Emerging Calamity“ rein), die dämonischen Ausgeburten der persischen Hölle sehr lebendig, aber auch erbarmungslos nachzeichnet. Das alles birgt ein sehr intensives Hörerlebnis und erschafft eine stark einnehmende Atmosphäre, was durchgehend gut gefällt und nach viel mehr (Menschenblut) schreit!

Tracklist
1. Mar-Tiya-Khvara
2. The Crowned of Oshidarn
3. They Come in Swarm
4. Emerging Calamity
5. Hamistagan
6. Taurvi, the Archdemon
7. Towards the Burning Horizon
8. Spanjaroush (Bonus-Track)

Geschrieben von Adam am 15. Januar 2023