End of Mankind - Faciem Diaboli

End of Mankind – Faciem Diaboli

Mallevs Records / Maleficarum Records
2019

Krachend wird „Faciem Diaboli“ eröffnet, angefüllt mit bodenloser und absoluter Schwärze, was ganz gewiss dem titelgebenden Gesicht des Teufels zur Ehre gereicht. Es ist sicherlich mehr als eine Vision, so wie der erste Track auch passend benannt ist, die, wenn man sich unser aktuelles Weltgeschehen mal ohne einen Medienfilter vor Augen führt, immer mehr und mehr auf das Menschenvolk zuzutreffen scheint und die grausame Realität unseres rücksichtslosen Schaffens widerspiegelt. Doch egal wie fies sich diese Interpretation auch anhört, kein Kunstwerk vermag die Brutalität der Realität so wiederzugeben, wie sie sich in Wirklichkeit anfühlt bzw. anfühlen muss. Es reicht aber, um bestimmte Gefühle im Inneren des Zuhörers auszulösen, Gefühle der Wut und des Hasses auf die eigene menschliche, alles unter ihren besohlten Füßen zertrampelnde Lebensform. Und der Post-Black Metal von End of Mankind ist dafür prädestiniert. Bei diesem ersten Full-Length-Album befasst man sich konzeptionell ganz explizit mit dem im Mittelalter weit verbreiteten Phänomen der Einsiedlerinnen, also mit Frauen, die aufgrund von zum Beispiel irgendwelchen körperlichen, krankheitsbedingten Merkmalen oder als Buße für Todsünden aus Städten oder Lebensgemeintschaften verbannt worden sind und somit nichts zu verlieren hatten. Eine mögliche Erlösung für sie bestand darin, ihr eigenes Leben zu opfern, was einem ultimativen Gelübde der Demut und Frömmigkeit glich. Eine nicht unbedingt schöne Vorstellung das Ganze, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass einige kluge und (sicherlich oft auch) fälschlich beschuldigte Frauen dann lieber ein hartes und einsames Dasein als Einsiedlerin (oftmals mit Hexe gleichgesetzt) fristeten anstatt sich einem sinnlosen oder ungerechten Tod hinzugeben.

Der erste Track „Vision“ besticht noch stark durch ganz traditionelle, aus der Black-Metal-Ära der 90er abgeleitete Einschläge, die gleich zu Anfang die Nähe zu Eternal Majesty verraten, aus deren Asche nach der Auflösung in 2015 End of Mankind hervorgegangen ist. Aber nicht nur, denn auch ruhigere, schwermütige Gitarren, die eine gewisse Sehnsucht nach dem Ende eines Leidens ausstrahlen, kommen hier bestens zur Entfaltung und Geltung und machen den Opener zu einem perfekten Appetitanreger. Nach diesem Song wird die traditionelle, jedoch stets ihre Dominanz wahrende Ader etwas stärker Stück für Stück gut hörbar abgebaut, um diversen moderneren, post-elementaren oder fremdgängerischen Ideen den Vorzug zu geben. „Howlings and Lurid Figures” setzt mit weniger tight herrschenden, dafür aber schon mal aufheulenden Gitarren zu einem gelungenen Überraschungsangriff auf die Nackenmuskulatur über, während das Schlagzeug im Dauerfeuer auf das Amboss drauflosknüppelt, bevor diverse Tempi-Wechsel den Song etwas auseinanderstrecken und mit einem Sample-Auszug eines alten spanischen (wenn mich nicht alles täuscht) Liedes mit Frauengesang beenden. Der darauffolgende Track folgt offensichtlich in etwa derselben Rezeptur, das aber auf einem noch intensiveren Level, noch mehr die Extrema des Machbaren dabei auskitzelnd. Diese beiden Songs haben sowohl eine Prise Rock wie auch Roll intus und machen einfach nur Bock auf mehr. Auf Wunsch bekommt man mit „Seek No Grace” und der von einem stimmungsaufbauenden Intermezzo begleiteten Nummer “Dread Reign“, meiner Ansicht nach der ausdrucksstärksten Komposition des Albums, auch sofort einen zufriedenstellenden Nachschlag geliefert. Hier regieren nicht nur die den Songtiteln entflohenen Zustände der Gnadenlosigkeit und Furcht, sondern vor allem auch ein ausgesprochen üppig gefruchteter Abwechslungsreichtum. Die dekorativen Crust-Anleihen sowie die schnappende Stimme des Sängers Anxiferath reißen permanent Löcher in der sterbenden Hoffnung, während die melodischen Gitarren diesem Trauerfest einen feierlichen Schliff verpassen. Einfach nur herrlich! Die letzten beiden Stücke „In the Throes of Displeasure“ sowie „Faciem Diaboli“, von einem weiteren Intermezzo eingeleitet, machen zum Schluss noch Nägel mit Köpfen und lassen den ganzen Schmerz der in der Vergangenheit gepeinigten Frauen heraus, unter anderem durch sehr passende Schrei-Samples untermalt. Das ruhige Outro legt dann nur noch einen Schleier der ewigen Ruhe über die zuvor beschworene, todesbringende Atmosphäre.

Das Debütalbum von End of Mankind beinhaltet einen sehr mannigfaltigen und gehaltvollen Black Metal mit einer tollen, bestens durch das Cover-Artwork versinnbildlichten Thematik. Es ist von vorne bis hinten gut durchdacht und ausgearbeitet und bringt einen echt frischen Wind in die französische Szene. Ich muss zugeben, dass mich eine französische Post-Black-Combo nur selten gleich dermaßen gut angestachelt hat, so dass ich dieses Werk bedingungslos jedem Metaller ans schwarzblutige Herz legen kann.

Tracklist
1. Vision
2. Howlings and Lurid Figures
3. Drowning in Solitude
4. Seek No Grace
5. Misanthropic Urge to Expand
6. Dread Reign
7. Limbes
8. In the Throes of Displeasure
9. Faciem Diaboli
10. La Sentinelle des Âmes

Geschrieben von Adam am 6. März 2020