Drabataturk - S/T

Drabataturk – S/T

Pesttanz Klangschmiede
2020

Spätestens seit Summoning ihren musikalischen Siegeszug mit „Minas Morgul“ antraten, weiß man, dass es auch so etwas wie den orkischen Black Metal gibt. Dieses menschenfeindliche sowie wagemutige Konzept bescherte den Österreichern viel Ruhm und Ehre und inspirierte auch andere Musiker zu ähnlichen Freveltaten. Während einige regelrecht bemüht sind das Summoning-Konzept mehr oder weniger nachzuahmen, gehen andere einen viel individuelleren Weg. Die Band Drabataturk aus den geheimnisumwobenen Tiefen der russischen Wäldern darf sich definitiv zu der zweiten Gruppe zählen – wenn überhaupt! – denn das, was diese Combo auf ihrem Debüt auf die Beine gestellt hat, ist schon recht eigenwillig. Erstens ist es kein Ork- sondern Goblin-Metal, und zweitens mit Summoning nicht direkt zu vergleichen. Als grobe Peilrichtung wären eher so Bands wie Grabunhold oder Balberskult anzuführen. Der Sound ist also relativ roh und dreckig, halt wie die speckige und filzige Fratze eines sabbernden Goblins. Und so eine grinst uns auch vom Cover des bunten und nett aufgemachten Digifiles her entgegen. Für Freunde der klassischen Fantasy-Romane und Table-Top-Rollenspiele dürfte dieses Album somit auch der richtige musikalische Futtertrog sein, ganz sicherlich.

Nach dem furzig kurzen „Jingle“ kriecht Drabataturks fauliger und bissiger Atem schnell aus den Boxen hervor, heiß, direkt und irgendwie auf Kravalle gebürstet. Der recht starke Double-Bass-Einsatz lässt dabei zusammen mit der unbekannten (wohl selbst erdachten) blackmetallischen Sprache regelrechte Hasstiraden aus dem Gitarrendickicht hervorquellen und auf den menschlichen Zuhörer niederprasseln. Der Sound ist dabei stets sehr rhythmisch und dynamisch, anheizenden, das Blut zum Kochen bringenden Kriegstrommeln nicht unähnlich – schließlich begibt man sich im zehnten Song auch auf den Kriegspfad. Dazwischen wird aber regelrecht stinkendes Blutbier gesoffen und hämisch gute Laune verbreitet. So ein Stück wie „Goblin’s Dance“ ist ein perfektes Beispiel für die meuchelnde Lebensfreunde dieses kriegerischen Volkes. Es ist eine Art wilde Goblin-Mazurka, mit um ein Lagerfeuer tanzender Meute, bei der sich einem das Fleisch von den Knochen zu pellen beginnt, falls es einem nicht schon vorher bei lebendigem Leibe von denselben abgeknabbert wurde. Eine echt runde Sache dieses Black-Metal-Konzept, welches auch nicht um eine leicht folkige Note verlegen und definitiv auf seine ganz spezielle Art und Weise zugleich unheimlich wie anziehend ist. Die aufwallenden Gitarren und die teils sehr melodische Keyboard-Unterstützung – stellenweise kann hier vielleicht doch ein Gedanke zu Summoning abschweifen – sowie die vielen verwendeten Nebengeräusche steuern ebenfalls einen nicht unerheblichen Beitrag zu dem durchweg interessanten wie abenteuerlichen Hörspiel bei. Visuell kriegt man noch eine nett gezeichnete Landkarte sowie schöne Comic-Bilder im zwölfseitigen Booklet geboten. Dieses kleine aber feine Album verdient es durchaus in direkter Nähe zu den Summoning-Werken einen festen Platz im Regal zu erhalten. Unbedingt anchecken!

Tracklist
1. Jingle
2. Rise of Drabataturk
3. Goblin’s Procession
4. To the Altar
5. The Spell
6. Goblin’s Dance
7. Throw Uk-Kuzluk Forest
8. Hunting
9. Goblin’s War: Prologue
10. Goblin’s War
11. Throne
12. Black Valley

Geschrieben von Adam am 12. Juni 2020