Crypt Sermon - The Ruins of Fading Light

Crypt Sermon – The Ruins of Fading Light

Dark Descent Records
2019

Crypt Sermon aus Philadelphia haben mich schon mit ihrem Erstling „Out of the Garden“ schwer beeindruckt. Doch mit dem zweiten Album „The Ruins of Fading Light” setzen sie dem Epic Doom die Krone auf und lassen selbst andere aktuelle und so beliebte Bands wie Atlantean Kodex ein kleines Stück weit hinter sich zurück. Das liegt ganz klar an dem enormen Abwechslungsreichtum – kein Song klingt wie der zuvor – sowie der unglaublichen Stimme des Frontmanns Brooks Wilson. Doch ich bin mir dessen bewusst, dass viele, die großen Metal-Magazine voran, dies nicht so sehen, was sicherlich in der rein christlichen Thematik und dem damit zusammenhängenden Image der Band begründet sein dürfte. Man könnte sich ja schließlich irgendwie die Finger dabei verbrennen… Wenn man mich fragt, so ist es doch vollkommen egal, ob man als Metal-Band thematisch auf der antichristlichen oder christlichen bzw. biblischen Schiene unterwegs ist, Luzifer mit seinen Dämonen oder die Engelscharen besingt, beides ist eine nette und reich bebilderte Phantasie-Klamottenkiste, die nur einem regelmäßigen, übermäßigen Drogenkonsum entsprungen sein kann, oder? Nichtdestotrotz gibt es auf beiden Seiten der Medaille mehr als genug menschliche Aspekte, die als Leitfaden durch die Wirren des Lebens wirklich nützlich sein können, weshalb man die Welt nicht nur mit rein weißen oder rein schwarzen Augen betrachten sollte. Das nur am Rande als kleine Denkanregung…

Schon der Opener „The Ninth Templar (Black Candle Flame)” nimmt jeden augenblicklich gefangen, holt er doch nach einem kurzen, Dramatik aufbauenden Vorgeplänkel mit Pferdegewieher und Schwertklirren ohne zu zögern zu einem mächtigen Rundumschlag aus, und das in einem extrem epischen Ausmaß. Die Gitarren wie das Schlagwerk bolzen los, als ob der Tag des Jüngsten Gerichts kurz bevorstünde, der Gesang windet sich in schwindelerregende Höhen. Der nächste Track „Key of Solomon“ setzt aber gleich noch einen obendrauf. Der Refrain ist zum Dahinschmelzen, der Song eine Doom-Hymne vor dem Herrn! Brooks trifft die Töne stets perfekt, das harmonische Zusammenspiel aller Beteiligten fügt sich zu einem euphonischen Manifest zusammen. Mehr Melodik passt in die Epik einfach nicht rein, soviel ist zumindest sicher. Alle weiteren Songs sind aber nicht weniger imposant. Ob „Our Reverend’s Grave“, das uns in die Zeit von Moses mitnimmt und sogar mit einer ebenso sparsamen wie genialen Keyboard-Unterstützung glänzt, oder das majestätische „Christ Is Dead“ oder das nach vorn preschende „The Snake Handler“. Jeder Song hat seine ganz bestimmte Eigenart, was dieses Album nie langweilig werden lässt. Selbst das relativ klassisch doomige Stück „Beneath the Torchfire Glare“ ist ein kleiner Geniestreich, wenn man das so sagen darf. Drei stimmige Instrumentals lockern das Album zudem noch etwas auf, ebenso wie die punktuell gesetzten, dunkler klingenden Vocals und kleine Choreinlagen. Mit „The Ruins of Fading Light” ist Crypt Sermon ein sensationeller Wurf gelungen, und man darf sich zu Recht fragen, ob es zukünftig überhaupt noch möglich sein wird, dieses Meisterwerk in irgendeiner Art und Weise zu überbieten. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was die Zukunft uns so alles bescheren wird.

Tracklist
1. The Ninth Templar (Black Candle Flame)
2. Key of Solomon
3. Our Reverend’s Grave
4. Epochal Vestiges
5. Christ Is Dead
6. The Snake Handler
7. Oath of Exile
8. Enslave the Heathens
9. Beneath the Torchfire Glare
10. The Ruins of Fading Light

Geschrieben von Adam am 15. Februar 2020