Beculted - Arcane Manifestations

Beculted – Arcane Manifestations

Crawling Chaos
2022

Beculted ist ja ein echt obercooler Name für eine sich hauptsächlich am Doom und Black Metal orientierenden Musikkapelle. Das kling in der Tat wie „von Kult beeinflusst oder infiziert“ bzw. „auf Kult abfahrend“ oder etwas in dieser Richtung. Und wenn man sich erst einmal den Sound der Hessen aus Darmstadt in aller Ruhe zu Gemüte führt, dann wird man zweifelsfrei zugeben müssen, dass die Benennung und Musik bestens aufeinander abgestimmt sind. „Okkult“ ist aber der passendere Terminus, falls man die drei überlangen Songs dieses Outputs mit nur einem Stichwort treffend umschreiben möchte. Sich dunkel verhüllt und sehr mystisch gebend, wie auf dem großformatigen Bild des LP-Covers zu sehen, marschiert man zum Auftakt zunächst im Tempo einer doomigen, sich träge schleppenden Monotonie, in die kalte Geborgenheit einer unsagbaren Leere und Entrückung flüchtend. Nur ein helles Glockengeläute bietet noch einigermaßen Halt in diesem öden und zerrissenen Soundgestöber, aus welchem jedoch die Stimme von P. merklich intensiv heraussticht. Diese ist typisch schwarzmetallisch gefärbt, keifend und bellend und sich oft spitzzüngig um einzelne Wörter herumschlängelnd. Und bei genauerem Hinhören weist sie auch eine nicht von der Hand zu weisende weibliche Klangfarbe auf (man betrachte auch die zarten, langgliedrigen Finger der vermummten Gestalt auf dem Cover). Diese Kolorierung, ähnlich wie zum Beispiel bei der ukrainischen Band Endlesshade oder aber auch Darkened Nocturn Slaughtercult herauszuhören, passt absolut zu der recht schnell den reinen Doom verlassenden, abgrundtiefschwarzen und sich in Rage verlierenden Musik. An Mantras angelehnte Strukturen möchten dabei absichtlich einen seelischen Spalt zwischen den verschiedenen Bewusstseinssphären erschaffen, möchten den Hörer in die hinterste Ecke seines Ichs katapultieren (deswegen bitte ganz laut hören, denn nur so mag dies gelingen!) und ihm die Augen nach innen stülpen. Man höre sich nur genau in den zweiten Song „Caustic Marrow“ hinein! Er ist ein besonders wirksames Heilmittel gegen die aus der Ungewissheit der eigenen Existenz erwachsenden Zweifel. Beinahe unentwegt nach vorne stürmend, lässt dieser Sound der Ratio keine Chance die Oberhand zu behalten. Doch man muss sich schon dieser Musik regelmäßig und voller Inbrunst hingeben, damit sie auch ihren Zauber entfalten kann. Der auf die B-Seite gebannte Song „Ardor“, mit über sechzehn Minuten der längste, baut die mantrahaften Gebärden noch ein Stück weiter aus und lässt die arkanen Manifestationen würdig und im Einklang mit dem Kult ausklingen. Und auch die Tatsache, dass diese EP nur als Vinyl erhältlich ist, macht die ganze Sache noch um einiges kultiger. Ein aus der Masse herausstechendes und starkes musikalisches Kunstwerk!

Tracklist
1. Geborgenheit
2. Caustic Marrow
3. Ardor

Geschrieben von Adam am 26. Mai 2022