The Committee - Utopian Deception

The Committee – Utopian Deception

Folter Records
2020

Die internationale, sich sehr geheimnisvoll gebende Band The Committee wird schon mal gerne mit Mgła oder ähnlichen Acts verglichen, und wenn ich mir erneut die letzte Mgła-Scheibe „Age of Excuse“ gebe, dann komme ich nicht umhin zu sagen, dass dies ein gewaltiges Black-Metal-Monstrum ist. Gerade der letzte Track hat es mir angetan, ist er doch derart mitreißend wie kaum etwas aus dem atmosphärischen Bereich. Und hier kommen nun The Committee mit ihrem dritten Werk „Utopian Deception“ ins Spiel. Deren gesamtes Album steht dem hier als Beispiel aufgeführten Mgła-Song in puncto Stimmungsaufbau in nichts nach, die Begeisterung steigt von Song zu Song, die Höreuphorie wird exponentiell zur Spielgeschwindigkeit geschürt. Die „Utopische Täuschung“ ist aber ganz sicher keine Blaupause von irgendwem oder -etwas (auch wenn das Cover sehr blau ist), viel zu eigenständig werden hier eigene Trademarks gesetzt, viel zu individuell ist das hinter dieser Band stehende Gesamtkonzept, welches sich grob gesagt mit Verschwörungen und der gnadenlosen Rücksichtslosigkeit von Kriegen beschäftigt, wobei bei diesem Album explizit das Stichwort Social Engineering, die unsichtbare Manipulation und Beeinflussung, genannt wird, was auch als eine Art moderner, auf digitaler Ebene geführter Krieg verstanden werden kann. Soviel dazu, denn auf mehr will ich hier gar nicht erst eingehen. Andere Leute füllen ganze Bücher zu diesem Thema, und wie man selbst damit zurechtkommt bzw. ob man stabil oder eher wackelig auf diesem Terrain steht, das kann sich jeder für sich selbst in seinem privaten geistigen Kämmerlein überlegen. Fakt ist aber, dass dieses Album einem dabei enorm den Rücken stärken kann. Musikalisch stellt die Sachlage sich nämlich folgendermaßen dar: Während die Double-Axt aber wirklich auch alles regelrecht zu Kleinholz verarbeitet – man muss schon sehr genau hinhören, um sie bei einer anderen Arbeit zu erwischen – und gewissermaßen im Alleingang den Grund für die anderen Instrumente ebnet, zaubern die atmosphärischen Gitarren eine Melo-Hymne nach der anderen aus den Saiten. Als ob die Band einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätte, denn mehr an Atmosphäre geht einfach nicht! Irgendwie mag das auch einer wilden Treibjagd gleichen, bei der jeder als erster zum Zuge kommen möchte. Dennoch, alles ist regelrecht geordnet und nach einem Masterplan durchdacht. Dazu gesellen sich ein furioses, aber ebenso kontrastreiches Schlagzeugspiel und ein sehr konstanter, aber passender Gesang. Einige unerwartete Breaks, Melodie- und Tempowechsel sorgen gezielt für einen dauerhaft angespannten Spannungsbogen. Das Album wirkt dadurch extrem kurzweilig – die sechs Songs vergehen wie im Fluge, trotz ihrer Längen von mehr als sechs bis über acht Minuten – und wird auch ganz und gar nicht langweilig, egal nach wievieltem Durchgang. Auf diese Art und Weise lässt man sich doch mehr als gerne von Folter Records foltern! Definitiv jetzt schon eines der besten Alben der verseuchten Doppelzwanzig!

Tracklist
1. Awakening – Unimaginable
2. Lexi-Con – Radical
3. Infection – Sensible
4. Harrowing the Sane – Popularization…
5. Ossification – Law
6. Ashes – Norm

Geschrieben von Adam am 10. Juli 2020