Svartalfar - Carinthia Obscura - Die Lieder der brennenden Nacht

Svartalfar – Carinthia Obscura – Die Lieder der brennenden Nacht

Pesttanz Klangschmiede
2024

Eigentlich war ich mir sicher mit „Nocturnal Will“ von Dödsrit jetzt schon die Black-Metal-Platte des Jahres 2024 vorliegen zu haben. Doch die Österreicher von Svartalfar haben es geschafft sich mit ihrem neuen und fünften Output „Carinthia Obscura“ überraschenderweise noch ganz galant dazwischen zu grätschen. Nachdem bereits das letzte Album „Geisterwerk“ von meiner persönlichen Warte aus ein ziemlich gut gelungenes, im Songwriting jedoch noch ein wenig holprig daherkommendes Stück Black Metal geworden ist, bügelt „Carinthia Obscura“ all die kleinen Schwächen des Vorgängers konsequent aus. „Auf dunklen Drachenschwingen“ erhebt man sich ohne Umschweife auf meditativ-hypnotischen Gitarren direkt in die höchsten Sphären des grenzenlosen Himmels. Von dauerhaft loderndem Bass und Schlagwerk angetrieben, wird auf diese Weise ein fulminantes Feuerwerk an Abwechslungsreichtum abgefeuert, dass einem die Ohren dabei regelrecht versengt werden. Svartalfar liefern von Anfang an voll ab, das Songwriting weist keinerlei Unebenheiten auf, die zahlreichen Übergänge gehen absolut flüssig ineinander über. Und zusammen mit den verhallten, schön garstig keifenden Vocals wird die schwärzeste Schwärze heraufbeschworen, wie der nächste Track „In schwarzer Stille“ es auf sehr eindrucksvolle Art und Weise beweist. Dieser Song ist einfach nur eine genial begnadete Hymne, welche die atmosphärische Poesie durch die im Mid-Tempo vorgetragene und um ein ausgesprochen bizzares Gitarrensolo aufgelockerte Melodik geradezu auf die Spitze treibt. So geht leidenschaftlicher Herzblut-Black-Metal und nicht anders!

Die weiteren Songs sind allesamt auf gleich hohem Niveau, es gibt keine Filler, nur Killer! Schließlich bringt es keiner Band etwas, jede halbgare Idee auf die Hörer loslassen zu wollen, nur um womöglich alle ihre geistigen Experimente auf einem Tonträger dauerhaft zu dokumentieren. Dann besser unnötigen Ballast von Bord werfen und sich auf die Kernkompetenzen konzentrieren, was Svartalfar dieses Mal wohl mit Bedacht gemacht haben. Das Ergebnis dieser Bemühungen kann deshalb nur als ein Meisterwerk bezeichnet werden. Ein sich gewaltig aufbäumendes Meisterwerk, das gekonnt zwischen nicht überstürzter Raserei, elegischem Geschwindigkeitsrausch und gelegentlich sogar stimmungsvoll und punktgenau an den richtigen Stellen gesetzten synthetischen Klängen hin und her wechselt und alles aus den bekannten Stilmitteln des klassischen Black Metals herausholt. Es ist definitiv das beste Material, das Svartalfar jemals geschrieben haben. Und dies hebt die Band auf eine viel höhere Stufe! Mit dem imposanten Titeltrack „Carinthia Obscura – Die Lieder der brennenden Nacht“ wird man zum Schluss noch einmal von dem Drachen des absolut stimmig gezeichneten Cover-Artworks (ja, hier passt einfach alles gut zusammen!) durchgekaut und wahrhaftig berauscht in die Wirklichkeit hinausgespien, das aber nur, um erneut die Play-Taste zu malträtieren.

Aus den Schatten der rauschenden Wälder
Aus den Tiefen stiller Seen
Von Bergesgipfeln und grauen Feldern
Wo die kalten Winde weh’n

„Carinthia Obscura“ heißt aus dem Lateinischen übersetzt übrigens so viel wie „Finsteres Kärnten“. Hier dreht sich also alles um das heimatliche Gefilde der Band, die südlichste Region Österreichs, um spannend erzählte alpine Sagen und Spukgeschichten aus dunklen Felsenschluchten und dichten Wäldern. Einfach nur grandios! Für Freunde von so Bands wie z. B. Schattenvald oder Ungfell wird auch diese Scheibe ein reines Festschmaus sein. Von daher die Empfehlung: Unbedingt und am besten sofort zuschlagen! Zum letzten Glück fehlt aber noch eins, nämlich die Vinyl-Ausgabe dieses ganz tollen Black-Metal-Albums.

Tracklist
1. Aus den Weiten
2. Auf dunklen Drachenschwingen
3. In schwarzer Stille
4. Der Hölle Thron
5. Todesarmee
6. Miasma
7. Der Ritt des schwarzen Todes
8. Der Ruf des Nebels
9. Carinthia Obscura – Die Lieder der brennenden Nacht

Geschrieben von Adam am 29. Mai 2024