Suffering Souls - True Godfucking Soulblight

Suffering Souls – True Godfucking Soulblight

Schwarzdorn Production
2020

Suffering Souls aus Bayern gibt es schon seit Mitte der 90er, doch mittlerweile wird dieses Projekt in weitgehender Eigenregie nur noch von Lord Esgaroth geführt. Und in dieser Einzelbesetzung entsteht heutzutage ein recht aggressiver, interessant arrangierter Symphonic Black Metal. Mit „True Godfucking Soulblight“ liegt uns hier aber eine Compilation mit Demo-Material vor, die zum 25-jährigen Bandjubiläum bei Schwarzdorn Production erschienen ist. Wir haben es hier also vielmehr mit einem historischen Dokument der Band zu tun und weniger mit einem repräsentativen Querschnitt ihres aktuellen Schaffens. Schwarzdorn bewirbt das Ganze dann als Erweckung des „Geistes des Black-Metal-Undergrounds der frühen Neunziger“ und als „roh, kalt und kompromisslos“, im Gegensatz zu den aufwendigeren Arrangements der aktuellen Alben. Für gewöhnlich schrillen bei mir angesichts solcher Werbeslogans alle Alarmglocken, denn allzu oft steckt hinter dem proklamierten authentischen Kvlt ideenloses, pubertäres und stumpfes Gerumpel. Aber hier ist das Ganze noch wenigstens als Nostalgie und Geburtstagsgeschenk angedacht und damit irgendwo auch wieder legitim.

Die CD ist in die einzelnen Demos unterteilt, wodurch auch die chronologische Entwicklung der Band in Produktion und Songwriting deutlich sichtbar wird. Wir starten mit einem düster-atmosphärischen, leicht schrulligen Synthesizer-Intro und gehen dann direkt in den ersten Song, der sofort alle Probleme der Scheibe offenlegt. Der sägende Wespenschwarm-Gitarrensound wird zwar im Verlauf der Scheibe und mit den nachfolgenden Demos erträglicher, bleibt aber ordentlich rau. Die Riffs sind atmosphärisch, manchmal etwas melodisch, wirken aber häufig uninspiriert und austauschbar. Dazu kommt ein sprunghaftes, rumpelndes Schlagzeug und generische Atmosphäre-Synth-Pads, die alles ein bisschen unterlegen. Die generell völlig übersteuerte Aufnahme macht das Ganze jedoch zu einem entsprechend wenig angenehmen Hörgenuss. Dazu kommen deutlich hörbare Überspielungsfehler, Schnitte und Sprünge in den Songs. Erste Demo-Aufnahme einer Black-Metal-Band eben. Kennt man, ist irgendwie ganz witzig, aber wirklich Spaß zum Hören macht‘s halt nicht.

Die beiden folgenden Demos werden besser: Das Zusammenspiel wird tighter, die Riffs schmissiger und grooviger, das Songwriting wesentlich organischer und so langsam lassen sich in den Synthie-Einsprengseln die symphonischen Ideen der späteren Alben erahnen. Die Melodieführung ist zwar dann und wann sehr dudelig, auf der anderen Seite war diese Form von keyboardlastigem Black Metal in den 90ern ja auch mal richtig cool und hat auch heute noch recht viel Charme. Zuweilen blitzt insbesondere in den späteren Stücken eine nette Idee oder Melodie hervor, und manchmal schaffen es Suffering Souls sogar so etwas wie eine richtig düster-obskure Atmosphäre zu kreieren. Aber im Großen und Ganzen sind diese Momente viel zu diffus, unausgereift und ersetzbar, um heutzutage noch wirklich Aufmerksamkeit zu erregen. Die CD schließt mit einer Live-Aufnahme, deren Platzierung auf der Scheibe sich mir – von den archivarischen Gründen mal abgesehen – nicht so recht erschließen mag. Insbesondere, weil die Soundqualität der direkt davorstehenden Stücke für Demo-Qualität doch recht akzeptabel ist, hinterlässt der letzte Track doch einen recht faden Nachgeschmack und macht wenig Lust auf einen neuerlichen vollständigen Durchlauf.

Man könnte nun sagen, das muss doch alles so, das war halt die Zeit damals. Man darf hier bei aller bisweilen harschen Kritik auch nicht vergessen, dass wir hier eine Band im Demo-Status haben, die nicht mit professionelleren Aufnahmen verglichen werden sollte. Auf der anderen Seite aber passt eine digitale CD-Veröffentlichung dieser Demos nur wenig zum Zeitgeist des Black-Metal-Geistes der 90er Jahre, weil ihr der Charme überspielter Demo-Tapes einfach abgeht. Dazu kommt, dass die drei Demos am Stück hintereinander keine sehr schlüssige Hörerfahrung bieten. So ist zum Beispiel der Song „Cries of Silence“ einmal am Ende des ersten Demos und direkt nach dem Intro des zweiten vertreten. Das heißt, man hört ihn in zwei verschiedenen Versionen quasi direkt hintereinander. Das ist schade, weil dadurch auch Aufmachung und Arrangement der Compilation ein bisschen halbgar wirken.

Was bleibt also? Wir haben hier ein Zeitdokument, ein Geburtstagsgeschenk der Band, noch dazu mit einem coolen, traditionellen Cover. Wer sich also nicht daran stört, Black-Metal-Demos auf CD zu hören und seine Diskographie von Suffering Souls vervollständigen möchte, der hat hier was für die Sammlung.

Tracklist
1. The Source of Blasphemy
2. Beyond the Nocturnal Gates of Uncertainty
3. Into the Cryptic Forest of Enchantment
4. Queen of the Night
5. Cries of Silence
6. Ad Noctum
7. Cries of Silence
8. I’m the Essence of Sin
9. The Throne Unite Dimensions
10. Dark Angels from the Funeral Abyss
11. Punishment for the Believe to the Christianity (Live)

Geschrieben von Jonas am 28. Januar 2021