Niederwelt - Deus Magnus

Niederwelt – Deus Magnus

Wolfmond Production
2022

Der Black Metal von Niederwelt aus Sachsen gedeiht auf einer halbverrotteten, teils eingeäscherten Death-Doom-Leiche, aus der tiefgestimmte, fauligen Gasblasen gleichende Urtöne aufplatzen. Ein morbider Eindruck, der unmittelbar vom ersten Song „Cult of the Rising Moon“ herrührt. Vom atmosphärischen Black Metal, so wie die Band sich selbst wahrnimmt, sind hier lediglich kaum sichtbare Spuren auszumachen, und selbst das auch nur mit viel Wohlwollen. Der staubige, rußige Sound, bei dem selbst der Sänger schon mal ins Mikro husten muss, sorgt für ein ganz anderes Gefühlsempfinden beim Hören. Das Atmosphärische ist aber nicht aus der Luft gegriffen. Im Debütalbum „Geschändet vom Dasein“ von 2021 ist nämlich noch ziemlich viel davon zu vernehmen, allem voran im zweiten Song „Deus Magnus“, ein Titel, mit dem nun geschickt eine Brücke zu diesem Zweitwerk geschlagen wurde. Und hier weicht die mit hellen Klängen surrende, melodische Gitarre viel häufiger zu Gunsten von wabernden, sich marodierend gebenden Arrangements, die in ihrer Gesamtheit ein durch und durch düsteres Bild ergeben – was der behandelnden Thematik um menschliche Urängste vor dem Unbekannten vollends gerecht wird. Das Paradoxon des modernen Menschen, einerseits den eigenen Untergang sehenden Auges zu befeuern, und anderseits die daraus resultierenden Konsequenzen zu befürchten, wird hier exemplarisch inszeniert – sich meist schleppend oder mittelschnellen Schrittes dahinquälend und stets wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Zuhörer schwebend – und in einer wunderbar organischen Vorgehensweise präsentiert.

No future for anyone…
Just darkness in the light…
The demons kill themselves, and kill their own mother.
The humans can only destroy,
No respect for my creations.

Gerade diese sehr lebendige Produktion, welche – was durch die moderne und zunehmend digital werdende Technik nicht mehr so geläufig ist – die verdroschenen Felle des Schlagzeugs noch sehr deutlich als solche wahrzunehmen erlaubt, bringt dieser Scheibe viele weitere Pluspunkte ein. Alle Instrumente harmonieren miteinander, nichts ist zu vordergründig und aufdringlich, alles scheint in einer natürlichen Symbiose zu funktionieren. Auch im vierten Song „Reincarnation“, wo es doch noch recht atmosphärisch wird, als die bis dahin sich wirklich stark zurückhaltende Leadgitarre eine feingezwirnte Melodiespur inmitten der rhythmischen Schwarzmalerei einfädelt und den Song quasi laut implodieren lässt. Der absolut coole Gesang, der hier und da auch alle unkonventionellen Stile bedient und zum Schluss in einem echt höllischen Scream seine Darbietung beendet, muss auch noch gebührend erwähnt werden. Der Fronter Ghâsh bringt wirklich Feuer ins Spiel – was man schon auf dem Cover sehen kann – und rundet das Gesamtwerk an den nicht vorhandenen Ecken und Kanten vorsichtshalber nochmals ab. Man merkt, hier sind viele Mühen und Gedanken geflossen, um ein ehrliches und in sich stimmiges Stück Black Metal abzuliefern. Das Ergebnis ist ein geiles, mit ranziger Atmosphäre versetztes Dreck-Black-Gedönse, das einem verdammt nochmal so zielsicher ins Gedärm geht, dass man dabei jedes Mal vor Freude einfach nur abkotzen möchte. Eine urcoole schwarze Underground-Perle!

Tracklist
1. Age of Light
2. Cult of the Rising Moon
3. From the Ashes
4. Reincarnation
5. Repetition of Sins
6. No Light, No Shadows
7. Age of Darkness

Geschrieben von Adam am 17. Februar 2023