Mandragora Scream - Nothing but the Best

Mandragora Scream – Nothing but the Best

Music for the Masses
2021

Der internationale Durchbruch blieb den italienischen Symphonic Metallern Mandragora Scream trotz einer kurzen Liason mit Nuclear Blast Anfang der 2000er und Touren mit erlesenen Namen wie Christian Death, The 69 Eyes oder Cradle of Filth immer verwehrt. Bis 2012 ließen sich die Masterminds Morgan Lacroix und Terry Horn davon nicht beirren und brachten mit schöner Regelmäßigkeit Alben unter dem bandeigenen Mini-Label Lunatic Asylum raus; seit neun Jahren ist die Band aber offenbar etwas eingeschlafen. Wer Mandragora Scream bisher verpasst hat, hat nun mit der neuen Best-of-Scheibe „Nothing but the Best“ die Gelegenheit, sich einen Überblick über die Diskographie der Düsterlinge zu verschaffen. In bester Nightwish-Manier kombiniert die vierköpfige Gruppe groovige Midtempo-Gitarren mit schwelgerischen Orchesterwänden und einer guten Portion Weltschmerz. Vom finnischen Exportschlager und deren Trittbrettfahrern hebt sich das Quartett jedoch durch den weitestgehenden Verzicht auf klischeehaften weiblichen Operngesang ab. Stattdessen kredenzt Morgan seine weiche, hohe Stimme, die dem Gesamtpaket einen recht interessanten Emo-Touch verleiht. In ihren besten Momenten schwelgen Mandragora Scream in leidenschaftlichen Gesangslinien, simplen, aber effektiven Gitarrenwänden und klagenden Streicher-Arrangements und bringen damit so viel hemmungslos kitschigen 2000er-MTV-Gothic-Vibe rüber, dass Nostalgie-Verliebte gleich nach dem Kajal und dem eingemotteten HIM-Poster suchen. Über weite Strecken wabern die Orchesterspuren aber nichtssagend um ein Nichts einer Songidee herum, dem die zündenden Ideen, die großen Melodien und die griffigen Refrains fehlen, um sich nachhaltig im Gehörgang festzufressen. Viele Songs sind auch schlecht gealtert: Das immer gleiche Schema aus stampfenden Stakkato-Gitarren in den Strophen plus gehaltenen Power Chords in den Refrains war nach der Jahrtausendwende der heißeste Scheiß, hat sich seither aber zur Unhörbarkeit abgenutzt. Positiv zu vermerken ist der etwas sterile, aber transparente Sound, der sich – obwohl wir es mit Songs von vielen unterschiedlichen Veröffentlichungen zu tun haben – von Track zu Track überraschend wenig unterscheidet und so zu einem homogenen Hörerlebnis beiträgt, weshalb „Nothing but the Best“ für Einsteiger wie ein in sich geschlossenes Studioalbum daherkommt. Mit „The Devil Owns My Heart“ und „Baby Blue“ liefern Mandragora Scream zudem bisher unveröffentlichte Tracks ab, von denen sich der erste nahtlos ins Gesamtgeschehen einfügt, während der zweite mit balladesken Akustikgitarren und einem leichten Country-Vibe angenehm überrascht. Die ersten 100 Exemplare kommen außerdem mit einem Poster daher, schnelles Zugreifen lohnt sich also.

Tracklist
1. Nightwish
2. Jeanne d’Arc
3. The Tree of Spells
4. Crying Clouds
5. Rainbow Seeker
6. Dark Lantern
7. Ghost of Swan
8. Blight Thrills
9. The Circus
10. Breakin‘ Down
11. Lamia
12. Hekate – En Erebos Phos
13. Medusa
14. The Devil Owns My Heart
15. In the Dark
16. Baby Blue
17. Spiritual Leadin‘

Geschrieben von Philipp am 13. September 2021