Lacrima Mortis - Posthumous

Lacrima Mortis – Posthumous

Talheim Records
2020

Der erste Eindruck, den man von der Debütlangrille der Brasilianer Lacrima Mortis gewinnen könnte, zielt gewiss in Richtung des Genre-Standards. Will heißen, man hat eine typische Melodieführung und sanfte Growls, welche im Doom Metal zu erwarten sind. Da hier jedoch eine theatralische Atmosphäre und das militant langsame Tempo den Aufbau bestimmen, könnte man die Band vielmehr im Funeral Doom vermuten. Doch so wie sich das Album aufbaut, merkt man schnell, dass die Musiker sich hierbei etwas gedacht haben. Tempoausbrüche sind gegeben, auch wenn sie stets zu den schwerfälligen Riffs zurückführen, welche regelrecht auf schiebende Keyboard-Hintergründe treffen, dass man meinen könnte, die alten Draconian hätten hier Pate gestanden. Doch im zweiten Song zeigen sich zumindest teilweise Hoffnungsschimmer, dort setzt auch eine Keyboard-Spur ein, die – wenn auch nur ganz kurz – an irgendetwas von Rammstein erinnert. Danach fährt die Band einfach weiter mit ihrem Stil fort. Esoteric und Evoken kommen mir auch dabei immer wieder in Erinnerung. „Distress & Decadence“ kann allerdings eine Verwunderung auslösen. Denn was ist das? Black Metal??? Nein! Dooom!!! Durch diesen düsteren Part gut eingeleitet, schleppt sich dieser Song wie ein verletzter Riese immer mehr dahin, nur um wieder langsam auf die Beine zu kommen und sich wieder zu diesem kraftvollen, anfänglichen Sturm aufzubauen, ganz nach dem Motto: „Hier stehe ich! Was wollt ihr von mir?“ Und diese Vorgehensweise zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Album.

„Words of Blood“ besitzt wunderbar kräftig tönende Riffpassagen mit einigen melodiebehafteten Gitarreneinlagen, doch ebenso Abschnitte, wo etwas Gitarrenruhe herrscht. Auf diese Weise kommt dieser Song besonders gut zur Geltung. In der Mitte gibt es ein feines Interludium namens „Saudade“, das den Titel „Imprisoned in Death“ einleitet, welcher dann so richtig auf einen herniedergeht! Erst kommt eine gesprochene, sich nahtlos in das musikalische Schema einfügende Einleitung, danach wird es schön triolisch groovend. Ich liebe das!!! Dieser Song baut genau die richtige, mitreißende Stimmung auf! Auch „Optare Mortem“ knüpft daran an, setzt aber klare Grenzen zum Vorgängersong. Der Track beginnt sehr langsam, wird aber druckvoll und fordernd. Bei dem nächsten Lied fühle ich mich dagegen an die Bands Shape of Despair und Katatonia erinnert. Bisschen rockig eingestreut kommt dieser apokalyptische Reiter seines Weges daher, um anschließend langsam mit dem Outro namens „Dereliquit Deum“ auszuklingen.

„Posthumous“ ist ein warm produziertes Album, das starke Atmosphäre aufweist und viel Abwechslung bietet, und das trotz der vorherrschend getragenen Spielweise. Für Fans der genannten Referenzen eine absolute Empfehlung!

Tracklist
1. Miserere
2. The Ruins of Desolation
3. Distress & Decadence
4. Words of Blood
5. Saudade
6. Imprisoned in Death
7. Optare Mortem
8. Shades of Destiny
9. Dereliquit Deum (Outro)

Geschrieben von Marc am 8. März 2022