Iron Bonehead Productions
☠ 2023 ☠
Grabunhold verfolgen mich bereits seit ihren Anfängen, als das erste Demo-Tape der Formation aus dem Raum Dortmund das Licht der hiesigen Unterwelt erblickte. Der schmucke Titel „Auf den Hügelgräberhöhen“ gepaart mit dem schlicht erstellten, dafür aber sehr stimmigen Artwork, ließen sogleich den Tolkien-Kenner in mir aufhorchen. Denn Abseits von Summoning gab es bis dahin nicht wirklich viele Künstler, welche in der Lage gewesen sind diese genreprägende Fantasy-Kost adäquat zu vertonen. Währen einige, wie z. B. Emyn Muil, unverkennbar mehr oder weniger erfolgreich in den Fußstapfen von Summoning umherwandern, haben andere Bands wie etwa Carn Dûm und auch eben Grabunhold andere Wege eingeschlagen, um der Dunkelheit wie dem ruhelosen Auge von Mordor musikalisch Ausdruck zu verleihen: Man bedient sich bewusst der deutschen Ausdrucksweise und setzt nicht auf melodieverklebte Keyboard-Harmonien, sondern ganz typisch auf einschneidende Gitarren und pochendes Drumming-Gewitter. Dadurch hebt man sich sehr deutlich von Summoning und ihren Nachahmern ab und läuft auch keineswegs Gefahr daneben zu treten und im kitschigen Sumpf der Peinlichkeit zu versinken. „Caras Galadhon“, der Opener des Split-Albums, kann auch sofort als das perfekte Paradebeispiel für die schwarze Kunst von Grabunhold angesehen werden: Sakral anmutende Gesänge zu Anfang, eine heile, ruhevolle Stille, die abrupt vom Geschrei der Diener der Ringgeister unterbrochen und von rasendem Sturm abgelöst wird. Und dieser entlädt sich alsbald in einem wahrlich melodisch-monströsen Klangmotiv, das jeden mitzureißen imstande ist. Live dürfte das geradezu wunderbar funktionieren und für einen Moshpit vor der Bühne sorgen. „Der Zorn der zwei Türme“ stürzt den Hörer dann wiederum in das reinste Chaos. Hier dringt kaum ein warmer Lichtstrahl auf den mit dichten Nebelschwaden und Spinnweben übersäten, von Staub und zersplitterten Knochen verdreckten Boden, nur die wilde Leadgitarre fegt später noch um einiges heftiger darüber hinweg und wirbelt gnadenlos alles erneut durcheinander. Danach wieder Ruhe, die zweite große Stärke von Grabunhold wird ausgespielt, eine dunkle, traurige Ballade. „Lebewohl“ bildet erwarungsgemäß natürlich einen kompletten Kontrast zu den beiden anderen Songs, wieder eine heilige Ruhe, die nur aus bedachten und hellen Gitarrenklängen, geisterhaften Synthies und über alles erhabenem Klargesang besteht. Das erdet das eben Gehörte, besänftigt die Kriegsgötter und entlässt den Hörer zu dem Split-Beitrag von Circle of Shadows.
Circle of Shadows aus Österreich ist eine noch recht wenig bekannte, sich dem Okkulten verschriebene Black-Metal-Combo, die neben zwei Demos lediglich eine kurze EP und nun zwei Splits vorzuweisen hat, wobei die erste Split-Veröffentlichung dasselbe Material wie die EP beinhaltet. Quantitativ etwas mager, qualitativ dafür sehr ordentlich. Und zusammen mit Grabunhold scheinen die beiden Herren Persekutor und Starbreaker ebenfalls auf den Geschmack der Tolkien-Literatur gekommen zu sein, was sich ihren drei Songs „Draugluin“, „Tol-in-Graurhoth – Mein Fluch ist schwarzer Segen“ wie „Nine Ghosts“ direkt anhand der Titelgebung entnehmen lässt. Und auch musikalisch sind sie auf ähnlichem Pfade wie Grabunhold unterwegs, ebenfalls von Melodie getrieben, nur etwas rustikaler und direkter zu Werke gehend, noch mehr dem Black Metal der 90er huldigend und auf Ruhemomente gänzlich verzichtend. Die scharfen Gitarren sägen sich permanent ins Gehör, durch den verhallten Kreischgesang und das andauernde Getöse der Felle geradezu dazu angespornt. Während bei der komplementären Mischung von Grabunhold eindeutig eine gewisse poetische Kunstfertigkeit auszumachen ist, besteht der Circle of Shadows scheinbar nur aus rein kriegerischen Beweggründen. Wie heißblütige Warg-Reiter sausen sie ohne Hemmungen mit einem ohrenbetäubenden Kriegsgeschrei hernieder und lassen nichts auf ihrem Weg stehen. So wie der obligatorische Bilderbuch-Black-Metal halt eben sein muss, kalt und hasserfüllt. Und das dürfte von tiefster Dunkelheit verdorbene Herzen mit reiner Glücksseligkeit erfüllen!
Am Ende hat man eine wahrlich sehr schön aufgemachte und mit innigem Herzblut randvoll gefüllte Scheibe in den Händen. Die beiden Bands beißen sich nicht, sie gehen gleichberechtigt nebeneinander daher, voller Stolz, mit erhobenen Häuptern, eben wahre Hüter des echten Undergrounds, des Ortes, wo die schwarze Black-Metal-Welt noch gänzlich in Ordnung ist! Voller Support!
☠ Tracklist ☠
1. Grabunhold – Caras Galadhon
2. Grabunhold – Der Zorn der zwei Türme
3. Grabunhold – Lebewohl
4. Circle of Shadows – Draugluin
5. Circle of Shadows – Tol-in-Graurhoth – Mein Fluch ist schwarzer Segen
6. Circle of Shadows – Nine Ghosts