Die Entweihung - Strict Regime Country

Die Entweihung – Strict Regime Country

Witches Brew
2022

Mit „Strict Regime Country“, dem letzten Album der weißrussisch-israelischen Ein-Mann-Fraktion Die Entweihung, wird die Anprangerung des undurchsichtigen Diktators Alexander Lukaschenko (wobei man jetzt auch noch Wladimir Putin dazunehmen könnte) konsequent weitergeführt. Doch im Gegensatz zum direkten Vorgängerwerk „Kings & Pawns“, das mir stellenweise wirklich sehr gut in die Gehörgänge ging, lässt mich dieses, bereits elftes Full-Length etwas ratlos zurück. Wieso? Nun ja, wenn man sich z. B. gleich den rein instrumentalen Opener „Some Kind of Independence“ vorknüpft, dann wird man sicherlich feststellen müssen, dass er nicht wirklich ganz rund und schlüssig, sondern eher mehr wie nur „Some Kind of Metal“ klingt. Hier fehlt einfach das musikalische Spezialgewürz, das Ganze wirkt etwas karg, als ob der kompositorische Prozess noch nicht wirklich abgeschlossen wäre. Das kann vielleicht auf den nicht vorhandenen Gesang zurückgeführt werden, doch womöglich fehlt hier auch eine weitere Gitarre für eine verzwicktere Songstruktur. Wie dem auch, rein als Intro taugt er allemal. Der zweite, mit Gesang angereicherter Song – wobei hier nur noch die beiden Gastsänger Alena und Serpent zum Zuge kommen, Mastermind Denis Tereschenko musste diesmal wohl seine Stimmbänder etwas schonen – ist da schon um einiges besser, wenn auch immer noch etwas zögerlich daherkommend. Erst „Mayhem of the Doomed“ fletscht wieder Zähne, denn der Song hat Biss und geht sofort in die Vollen. Der Gesang von Serpent wirkt kampflustig, die Gitarrenarbeit ist sehr versiert und abwechslungsreich, die leicht orientalisch angehauchte Melodik verbreitet gute Laune. So mag ich den Black Metal entweiht sehen! Doch leider kehren die weitern vier Songs, von denen zwei wieder instrumentaler Natur sind, zu den anfangs festgestellten Schwächen zurück. Besser wird es nur noch bei dem Mid-Tempo-Titelsong und Schlusslicht „Strict Regime Country“. Hier kommt Alenas Power-Stimme, von Serpent kontrastreich unterstützt, am besten und vortrefflichsten zur Geltung, denn schließlich hat dieser Song noch kaum etwas mit dem Black Metal gemein, vielmehr ist er dem klassischen Heavy Metal zuzurechnen. Der Einsatz von exotischen, für Metal untypischen Instrumenten wie einer Pan-Flöte verleiht dieser Komposition zudem eine ganz besondere Note.

In seiner Gesamtheit wirkt dieses Die-Entweihung-Album – nicht zuletzt auch wegen der drei Instrumentalstücke – wie ein Schnellschuss, oder Denis kann sich nicht mehr richtig entscheiden, ob er noch weiter am Black Metal hängenbleiben oder doch lieber dem traditionellen Heavy Metal den Vorzug geben möchte. Und das ist auch irgendwo schade, denn der hier vollgezogene Spagat macht aus „Strict Regime Country“ gerade so noch ein einigermaßen gutes Album mit vielen frischen, jedoch ausbaufähigen Ideen. Da geht sicherlich noch einiges mehr in der nahenden Zukunft!

Tracklist
1. Some Kind of Independence
2. One of Us
3. Mayhem of the Doomed
4. Their Own Tragic 9-11
5. White Red White Genocide
6. Yesterday
7. Revolution of Broken Dreams
8. Strict Regime Country

Geschrieben von Adam am 10. März 2024