Shards of a Lost World - Parafer

Shards of a Lost World – Parafer

Narbentage Produktionen
2022

Black Metal muss nicht immer auf Hochglanz poliert und perfekt sein, um zu gefallen. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Der Sound im Black Metal sollte ruhig etwas dreckig, verrußt und mit Spinnweben verhangen sein, er kann wie aus weiter Ferne oder einem finsteren Kellerloch klingen, darf absichtlich verschandelt, verunstaltet und zu Scherben zerschlagen werden, nur um etwas anderes, etwas neues oder etwas gewagtes auf diese Weise zu kreieren. Und der Underground, der Nährboden für alle künstlerischen Glücks- und Fehlgriffe, ist – Fortuna sei Dank! – voll mit den unterschiedlichsten und schwärzesten Scherben aller Art gepflastert. Auch die niedersächsische Ein-Mann-Kapelle Shards of a Lost World ist diesem musikalischen Urwuchs entsprungen und präsentiert uns nun schon ihr drittes und alles andere als konventionell ausgeartetes Full-Length-Album, auch wenn der sich zumeist im Mid-Tempo wälzende Opener „Der ewige Geist“ noch eine recht klassische Handschrift aufweist. Doch schon mit nachfolgendem Track „Gestalten“ wird hörbar eine gezielte und bewusste Abgrenzung vom standesgemäßen Einerlei gesucht. Shards of a Lost World offerieren somit ganz klar diese spezielle Art des deutschen Black Metals, die einerseits etwas altbacken, anderseits aber auch erfrischend anders daherkommt. Die aufgelesenen Altscherben werden recht erfinderisch mit neuen zu einem individuellen Kunstwerk verklebt, und mit dem richtigen Kleistergemisch aus angemessener Härte, berauschenden Rhythmen und einigen okkulten wie symphonischen Zutaten gelingt ein durchwegs hörenswerter und in der Szene wahrnehmbarer Paukenschlag. Und wenn wir schon die Kunst thematisieren: Parafer ist ein von Anxietas kreiertes Kunstwort, aus der Fusion der beiden Wörter „Paranormal“ und „Lucifer“ entstanden. Allein dadurch wird der herkömmliche schwarze, religionsverachtende Anstrich um eine neue Färbung erweitert, die archaischer und sehr viel tiefer als die Plage all der zusammengenommen Weltreligionen reicht, die einen denkbaren Ursprung aller Dinge darstellen könnte. In dem längsten Track „Königreich der Schatten“ wird dies auch am besten dargestellt. Es ist ein schneller und gewaltiger Song, einer mit rauschenden Riffs und Akkorden und einer Stimme, die Löcher in die labile Wirklichkeit reißt. Und das erfreut das schwarz pochende Herz, wohlwissend, dass solch schöne und scharfkantige Blüten nur der Black Metal allein treiben kann.

Tracklist
1. Der ewige Geist
2. Gestalten
3. Waldschrat
4. Königreich der Schatten
5. Nebelhexe
6. Interlude
7. Parafer
8. Cultus Mortis

Geschrieben von Adam am 7. September 2022