Ruins of the Past - S/T

Ruins of the Past – S/T

Darkest Age Productions
2017

Fiur-Eremit Tobias Jäpel zeigt mit seinem Projekt Ruins of the Past eine weitere Facette seines kreativen Schaffens. Statt filigranen Prog-Elementen gibt es hier einen ziemlichen Brocken doomig-walzenden Stahls vor den Latz. Gleich der Opener „Ocean of Tears“ klingt wie die besten epischen Momente früher Amon Amarth, mit fantastisch ausgearbeiteten Melodiebögen und kraftvollen Vocals. Von Songwriting und Produktion versteht der Herr Jäpel etwas, das muss man ihm lassen. „The Fallen Empire“ rifft hart los und entwickelt sich zu einem orientalisch anmutenden Atmospheric-Doom-Epos mit Gitarrenharmonien zum Niederknien und verspielten Akustikgitarren – ein großartiger Song. „Luciferian Messiah“ erinnert wiederum an aggressivere Nummern von October Tide und wartet mit echten Nackenbrecher-Riffs auf, erreicht aber nicht die Intensität der vorigen Stücke. „Blood Red Flag“ mutet wieder orientalisch an – Eindrücke und Bilder von im Sand versunkenen Imperien entstehen vor dem geistigen Auge, und man meint das Abbild von Shelley’s Ozymandias zu erspähen oder gar durch die Tore von Ishtar zu schreiten. Der rote Faden vom Verfall einst glorreicher menschlicher Errungenschaften durchzieht sich durch das ganze Album und bietet dem Hörer einen kraftvollen metaphorischen Raum, um auch über ganz persönliche Dinge zu reflektieren, die eben jenem unausweichlichen Verfall zum Opfer gefallen sind oder es mit eiserner Sicherheit noch werden. „Apnoea“ erreicht wieder mühelos die melodische Klasse der ersten Songs, unter anderem auch durch großartige mehrspurige Gitarrenharmonien. Der Titeltrack ist erneut ein Meisterwerk des Atmospheric Dooms und macht durch mitreißende Arrangements (u. a. Piano, Orgel und synthetische Streicher) die Melancholie und Resignation greifbar, die der Mensch vor dem unbarmherzigen, entropischen Walten der Zeit verspüren muss. Ein hervorragendes Album, einheitlich in Inhalt und Form, von einem wahnsinnig talentierten Musiker, der uns hoffentlich noch viele solcher Perlen präsentieren wird.

Tracklist
1. Preludium
2. Ocean of Tears
3. The Fallen Empire
4. Luciferian Messiah
5. Blood Red Flag
6. Ashes
7. Apnoea
8. Ruins of the Past
9. The Lake

Geschrieben von Benni am 9. März 2022