Alvenrad - Veluws Ijzer

Alvenrad – Veluws Ijzer

Luidheim
2022

Norwegisch, wie jede beliebige Band aus dem Land der Fjorde in etwa klingen könnte, starten Alvenrad ihr drittes Album „Veluws Ijzer“. Überraschend in dunkle Schatten gehüllt, prescht man hier zunächst nach vorne, über Riff und Stein, aus dem dichtesten Dickicht der Veluwe hervortretend, festen und bestimmten Schrittes der Sonne entgegen. Und nach zwei Minuten wird man auch gleich von den musikalischen Sonnenstrahlen erfasst – ein kunstvoll vollführter Stimmungswechsel findet statt: Es wird folkig und heiter, es weht ein frischer, Seelen emporhebender Wind, ähnlich wie bei Heidevolk zu ihren Anfangstagen. Natürlich darf ein Hammond-Orgel-Solo, das Markenzeichen der Niederländer, in diesem Geflecht nicht fehlen, so dass man sich nun absolut sicher sein kann, hier noch dieselben Musiker am Werkeln zu belauschen. Die beiden Gründungsmitglieder Jasper und Mark haben im Laufe der Jahre viel Zuspruch und tatkräftige Unterstützung erfahren, weshalb sich die Band aktuell als ein hervorragend aufeinander eingespieltes Quintett präsentieren kann. Und das hört man! In jedem Song! Dennoch: Böse Zungen könnten Alvenrad vielleicht unterstellen sich hier und da vielleicht doch etwas zu sehr an Heidevolk und anderen kultigen Acts zu orientieren. „De Vliegden“ zum Beispiel, ebenfalls mit nordischen Anleihen vor dem Hintergrund eines wolkenverhangenen Himmels gespickt, erinnert augenblicklich an den Killersong „Danermordet“ von Angantyr. Obwohl die Ähnlichkeit hier recht stark ausgeprägt ist (ob bewusst oder gänzlich unbewusst), werden die nordischen Einschlüsse (die Jungs sind u. a. auch Fans von vielen anderen Bands) mühelos an die eigenen individuellen, unverkennbaren melodischen Alvenrad-Songstrukturen angereiht und zu etwas ganz Neuem verwoben. Beispiele hierfür? Alle anderen Songs. Hier schimmern etwas Ereb Altor durch, da erinnert die Gesangsführung ein wenig an Skaldir von Hel und Ash of Ashes, doch im Grunde ist das alles Alvenrad pur! Man nehme nur den gewaltig ausgefallenen Titelsong mit den Chören, Cello, Violine, Glockenschlägen, Flötenklängen und Fanfaren. Mehr Folk Metal geht nicht! Der Song ist eine grandiose Hymne, die zu jedem Zeitpunkt einfach nur Freude bereitet! Dasselbe gilt für das sechste, fast schon balladeske Lied „Sagenrijk“, mit Unterstützung einer weiblichen Stimme und einem Refrain zum Dahinschmelzen. Definitiv legendär und eines der besten Songs, wenn nicht sogar das lupenreinste Alvenrad-Stück überhaupt, ein Song voller Emotionen und Liebe zur heimatlichen Erde. Ein Bonus-Song und eine orchestrale Variante von „Veluws Ijzer“ (nur CD, welche aber auch der LP beiliegt) runden dieses gelungene Gesamtwerk gekonnt ab.

Fazit: War das Debüt „Habitat“ noch von vollherziger, jedoch für viele Hörer von viel zu verspielter Naivität durchdrungen und das Zweitwerk „Heer“ mit scheinbar sich selbst auferlegter Ernsthaftigkeit beladen, so findet das Drittwerk den schnittigen Weg durch die Mitte zwischen diesen beiden Gegensätzlichkeiten. „Veluws Ijzer“ kann deshalb nicht nur als das beste Alvenrad-Album, sondern mit Sicherheit auch als das innovativste Pagan-Metal-Album des Jahres 2022 angesehen werden. Und wer weiß, vielleicht wird es in Zukunft auch noch als eines der besten Genre-Vertreter in aller Munde sein. Warten wir es ab…

Tracklist
1. De Stuwwal
2. De Vliegden
3. Roodwild
4. De Marke
5. Veluws Ijzer
6. Sagenrijk
7. De Gevallen Veluwenaar
8. De Verborgen Beek (Bonus-Track, nur CD)
9. Veluws Ijzer (Orchestrale Version, nur CD)

Geschrieben von Adam am 30. Oktober 2022