Nargathrond - A Free Spirit

Nargathrond – A Free Spirit

Eigenproduktion
2020

Über drei Jahre ist es bereits her, als Nargathronds experimentelles Extreme-Metal-Debüt „Freigeist“ das Licht der Musikwelt erblickte und sehr gemischte Resonanz hervorrufte. Nun ist eine neue EP des Einzelkämpfers aus Thüringen erhältlich, welche den Freigeist-Gedanken mit neugewonnener Kraft weiterspinnt. Zu „A Free Spirit“ betitelt, scheint es sich dabei wohl um einen Neustart dieses Projektes zu handeln, wie die erste zu vernehmende Textzeile des ersten Songs, nämlich „Here I am again and I start again“, es (vielleicht indirekt) belegt. Und „Inner Demon“ geht direkt in die Vollen und zeigt sich von der allerbesten Seite. Gerade der Gesang, die klare, jedoch rauchige Stimme des Gastsängers Czernobog, verleiht den Kompositionen von Nargathrond wirklich sehr viel Volumen, birgt sie doch ein richtig gut ausgewogenes Maß an Melodik wie auch Dramatik in sich. Aber auch die Gitarre trägt durch einige gelungene und überraschende Stimmungswechsel echt viel zur allgemeinen Harmonie des Songs bei. So hab ich das nicht erwartet, wurde hier aber auf Anhieb sehr positiv überrascht. Der nächste Track, „What You Deserve“, schlägt in dieselbe Kerbe, ist aber anders aufgereiht und dreht die Einstellschraube des kreativen Level Meters noch etwas mehr in Richtung der oberen Begrenzung. Die häufige Alternation zwischen dem Klargesang und den variationsreichen gutturalen Screams oder Growls fällt ebenfalls positiv ins Gewicht und sorgt für eine angenehme Hörbalance. Insgesamt fühlt sich das hier verbratene Songmaterial nicht wirklich extreme an, trotz der größtenteils hohen Spielgeschwindigkeit und all der verwendeten, aus dem Black und Death entliehenen Stilmittel. Das Gesamtprodukt will sich nicht düster oder gar böse geben, vielmehr wirkt es staubig und eher rockig. Und auf jeden Fall sehr homogen, was man vom Vorläufer nicht behaupten kann. Und auch die Lyrics bilden eine Art kohärente Einheit, sie handeln von unbefriedigter Existenz, von Einsamkeit, vom Unverständnis, um es vielleicht mal so salopp zu formulieren. Im fünften Lied „Suicide“ wird dies dann mit so Zeilen wie „Ich atme ein, finde zur Ruh und sehe mir beim Sterben zu“ auf die Spitze getrieben, nur um es bei finalen „Fight“ wieder zu relativieren, nach dem Motto: Man gibt nicht so einfach auf, man kämpft lieber bis zum Ende. Ich denke, es ist ein sehr persönliches Liedgut, das uns hier vorliegt, und aus diesem Grund kommt es auch so authentisch rüber. Und das ist eines der Kernstäbe von echt guter Musik!

Mit dieser EP hat Nargathrond so ziemlich alles richtig gemacht, damit angefangen, dass er sich dieses Mal nur für einen einzigen, dafür aber den geeigneten Sänger entschieden hat. Weniger kann deutlich mehr sein, auch in Bezug auf die Instrumentalisierung, denn ganz große Ausreißer zu anderen Metal-Stilen sucht man hier nun auch vergebens. Aus diesen Gründen kann man hier von einer großen Weiterentwicklung reden! Ja, die Ausdauer wird am Ende immer belohnt, so steht auch schon ein zweites Release dieser EP über das russische Label Narcoleptica Productions in Oktober dieses Jahres fest.

Tracklist
1. Inner Demon
2. What You Deserve
3. Free Spirit
4. It
5. Suicide
6. Fight

Geschrieben von Adam am 16. August 2020