Ivy Chalice - Daughter of the Moon

Ivy Chalice – Daughter of the Moon

Only the Sun Knows Records
2020

Aus den Tiefen der deutschen Wälder kommen die beiden eigenständigen, an die gesellschaftlichen Konventionen nicht ganz so angepassten Charaktere Denise D. und Chris Luehning, die zusammen das musikalische Duo Ivy Chalice bilden. Ihr erstes Output beglückt uns mit einer hochwertig gestalteten Zwei-Track-EP, die „Daughter of the Moon“ heißt. Ob man in dem Titelsong ein Pendant zu dem berühmten Song „Hijo de la Luna“ der Spanier Mecano vermuten kann, das kann jeder für sich selbst entscheiden. Eine gewisse Ähnlichkeit in Bezug auf die Bildersprache ist hier aber definitiv vorhanden, will heißen: Der Song bezaubert mit einer ebenso grazilen wie schönen – wenn nicht ganz so eingängigen und einprägsamen – Melodie und der Gesangsstimme von Denise. Eine leicht melancholische, sich durchweg dahinziehende Grundstimmung ist natürlich auch noch ganz sachte in dieses Klangmuster eingewoben worden, schließlich haben wir es hier mit einem auf okkultem sowie psychedelischem Boden gesäten Dark Folk zu tun. Während Chris mit seiner Akustikgitarre ein beinahe schon zerbrechlich wirkendes Instrumentalgeflecht zu erschaffen versteht, lockt die elfenhafte Stimme von Denise den Hörer immer tiefer in den zwar dunklen, aber dennoch vom Mondlicht hell beschienenen und deshalb sich ganz und gar nicht unfreundlich spiegelnden Gedankenwald hinein. Ihre Stimme kann auch gewiss mit der von Ana Torroja von Mecano konkurrieren, sie klingt aber deutlich weicher, vielleicht auch noch etwas verführerischer. Doch egal was man dabei empfinden mag, Fakt ist, dass „Daughter of the Moon“ ein Song mit einem recht hohen Repeat-Tasten-Faktor ist.

Der zweite Song auf der kleinen Vinyl-Scheibe ist dagegen etwas anderer Natur. Er ist ruhiger, repetitiver und deshalb auch meditativer, was sich auch besser in dem sehr schönen, handgezeichneten Artwork widerspiegelt. „Der Wald, die Spiegelwelt“ soll den Hörer erden, seine aufgeschäumte Gefühlswelt zumindest für die Dauer des Liedes glätten, ihn auf das Wesentliche fokussieren. Damit dies auch gelingt, liegt der EP noch ein Tape bei, welches diesen Song in seiner langen Urfassung beinhaltet. Angeblich auch deswegen, weil die B-Seite der EP produktionstechnisch etwas unsauber klingen soll. An welcher Stelle genau, das konnte ich nicht heraushören. Aber egal, mit dieser feinen, auf nur 100 handnummerierte Einheiten limitierten EP bekommt man definitiv ein kleines Kunstwerk nach Hause geliefert. Mit signiertem Einleger und einem einzigartigen Polaroid-Foto. Die fünfzehn Münzen sind hier also mehr als gut angelegt! Und zwei weitere Lieder sind auch schon online verfügbar.

Tracklist
1. Daughter of the Moon
2. Der Wald, die Spiegelwelt

Geschrieben von Adam am 1. März 2022