Diabolical Raw - Estrangement

Diabolical Raw – Estrangement

Cold Woods Productions (Tape)
Hidden Marly Production (CD)

2019

Die türkischstämmige Band Diabolical Raw existiert bereits seit dem Jahr 1998 (bis 2007 unter dem Namen Diabolical, mit dem einzigen EP-Release „Daimonion“ von 2005), doch ihr Debütalbum ist erst letztes Jahr erschienen. Die Tape-Version unter der Flagge des chinesischen Labels Cold Woods Productions, die CD-Version bei Hidden Marly Production aus Japan. „Estrangement“ ist somit in jeder Hinsicht eine echt exotische Angelegenheit, vor allem auch musikalisch, denn das, was hier aus den Boxen auf einen niederprasselt, ist definitiv nichts von der Stange. Diabolical Raw zelebrieren symphonischen Death Metal der Prägung Fleshgod Apocalypse oder Septicflesh, vielleicht auch noch mit Reminiszenzen an Bal-Sagoth gepaart, also einer nur relativ selten anzutreffenden Sparte des finsteren Todesbleis. Das akustische Kunstwerk wird von einem stimmigen, mit einer Masse an orientalischer Todessymbolik vollgestopften Cover-Artwork umrahmt, welches an antike Kulturen und Religionen erinnert und den Erwartungspegel allein schon aus diesem Grund ziemlich hoch ansetzt. Und so facettenreich wie das Cover ist auch die Musik. Kaum, dass sie (nach dem kurzen Intro) einsetzt, weiß man gar nicht so richtig, wo man zuerst hinhören soll. Doch das stark gebündelte Konglomerat aus dramatischen Keyboard-Melodiefanfaren, durchgehend donnernden Blastbeats und einschneidenden Riffs, hintergründigen weiblichen Chorgesängen und der abgrundtiefen Stimme des Sängers Ozan Erkmen stampft mit „Accumulation of Dead Souls“ gleich alle sich erheben wollenden Bedenken brutal in den Boden. Schließlich wütet in dem vermeintlichen Chaos eine äußerst strukturierte Ordnung, welche die Songs zu echten Krachern mutieren lässt. Die hier besungene Entfremdung von Licht und der Vernunft, so könnte man das Konzept hinter dem Albumtitel kurz und bündig interpretieren, ist ganzheitlich sehr cineastisch arrangiert, wie Action-Kino für die Ohren sozusagen. Jeder Beat schallt wie ein tödlicher Schwerthieb, die zusammengefasste Soundkulisse gleicht einem erbarmungslosen Kampfszenario – ein tolles, unterhaltsames Gemetzel eben! Eine Verschnaufpause bietet allein nur der mittig platzierte und sich der deutschen Sprache bedienende Track „Entfremdung“. Danach wird in gewohnter Manier, wenn nicht sogar noch einen kleinen Tick intensiver wie zum Beispiel bei „Reborn in Faceless Chaos“, weiter auf die Felle eingedroschen was das Zeug hält. Den Keyboard-Klängen obliegt hierbei aber stets und eindeutig die Befehlsgewalt, sie dirigieren alles in die adäquate Richtung und führen die wütende Berserker-Armee siegreich von einer Schlacht zur nächsten. Für Musikhörer, die es gerne knüppelhart, gleichzeitig aber auch verdammt melodisch mögen und auf die bereits genannten Vergleichsbands abfahren, ist das die absolut richtige Medizin. Aber auch die Morbid-Angel-Freak-Fraktion sollte hier voll auf ihre Kosten kommen, denn das Gitarrendauerfeuer bei „Diverge of Hymns and Mortals“ beispielsweise erinnert zuweilen an die großen Amis.

Tracklist
1. Intro
2. Accumulation of Dead Souls
3. Sickness Infiltrating to Divine
4. Hallowed Desolation
5. Diverge of Hymns and Mortals
6. Entfremdung
7. Demise of Morning Star
8. Reborn in Faceless Chaos
9. The Warrior of Ultimate War
10. Tongue of Endless Pain
11. Outro

Geschrieben von Adam am 21. Februar 2020