Cold Cell - The Greater Evil

Cold Cell – The Greater Evil

Les Acteurs de l’Ombre Productions
2021

Aus dem schweizerischen Basel fallen mir auf Anhieb sofort zwei Namen ein: Atritas und Schammasch. Und siehe da: Bei der Recherche zu Cold Cell tauchen auch gleich Querverbindungen zu beiden besagten Bands auf. Allerdings ist die musikalische Divergenz derart gravierend, dass man sich dabei nicht allzu lange aufhalten sollte…

Mit „The Greater Evil“ legen Cold Cell mittlerweile ihren vierten Longplayer in ihrer fast zehnjährigen Biographie vor, und dieser macht auch einen absolut erwachsenen und eigenständigen Eindruck. Geboten wird ein wirklich hochatmosphärischer Black Metal, der trotz aller spielerischen Raserei dennoch etwas tiefschürfendes und apathisch-schleppendes hat: Getragen von dissonant-epischen, alptraumhaft-verhallten Gitarrenleads, bohren sich die sieben Songs derartig fies in den Äther, dass selbst bei den aktuellen hochsommerlichen Außentemperaturen etwas ungreifbar eisiges spürbar wird. Eingefasst in den hierfür absolut passenden Victor-Bullok-Sound, kommen gelegentlich auch Gedanken an Dark Fortress auf.

Die Songs auf „The Greater Evil“ wirken erstaunlich gleichförmig und wie aus einem Guss, so dass das Herausheben einzelner Titel eigentlich kaum Sinn macht. Auch gibt es recht wenige Wendungen, die einen aufhören lassen – dafür versetzt das Album den Hörer vielmehr in eine Art Schwebezustand oder (fast schon wohligen) Dämmertraum, wodurch die Spielzeit keineswegs langatmig wird, wenn man eine gewisse Ruhe und Bereitschaft mitbringt, um sich darauf einzulassen. Leider ist das Drumherum etwas spartanisch gehalten, denn das bookletlose Digipak gibt nur karge Infos zum vorliegenden Werk preis. Vielleicht ist aber gerade auch diese Unwissenheit ein zusätzlicher Treiber dafür, sich in die nahezu bodenlosen Klangsphären fallen lassen zu können. Beeindruckend ist auf jeden Fall diese räumliche Weite, die ohne aufdringlichen Keyboard-Kleister allein durch das Gitarrenspiel erzeugt wird.

Wer sich also gern zum lethargischen Träumen verführen lassen möchte, sollte schleunigst mit diesem Werk Bekanntschaft schließen. Allen anderen sei zumindest das Antesten empfohlen.

Tracklist
1. Scapegoat Season
2. Those
3. Open Wound
4. Arnoured in Pride
5. Greatest of All Species
6. Back into the Ocean
7. No Escape

Geschrieben von Niko am 15. August 2021